Montag, 5. Januar 2009

Kann mir das jemand erklären?

Laut heutiger Tiroler Tageszeitung seien die TirolerInnen, insbesondere die Jungen, mehrheitlich für einen Zusammenschluss von Nord- mit Südtirol. Nehmen wir einmal an, die Umfrage der TT hätte irgend etwas mit der Realität zu tun. Kann mir jemand erklären, wie es dazu kommt? Ist das lediglich romantische Verklärung? Ist das dumpfer Tirolismus, ist das Nationalismus, ist das Träumerei, ist das ein derart unwichtiges Thema dass in der Umfrage verfälschte Ergebnisse herauskommen, ist das Expansionismus?

Ich vermute einmal, dass vielen gar nicht so sehr an Südtirol oder den SüdtirolerInnen gelegen ist, sondern daran, das österreichische Gefühl der Unterlegenheit auszumerzen. "Größer" scheint dabei die Devise für das Land zu sein, Hauptsache größer. Historisches Unrecht, wie es den ÖsterreicherInnen in der Vergangenheit angeblich immer angetan worden sei, könnte damit wieder gut gemacht werden etc. Also vor allem ein Schritt zur Selbsterhebung, über die Geschichte und über das eigene Unterlegenheitsgefühl. Könnte daran etwas dran sein?

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man möge sich den Wortlaut genau durchlesen, vielleicht haben die Tiroler das in den Genen?

Andi Pichler hat gesagt…

Ich als Südtiroler Grünen-Aktivist bin ebenfalls kein Anhänger der Wiedervereinigung, finde trotzdem die Idee (nicht die derzeitige Ausführung) einer potentierten Makroregion Tirol durchaus interessant, vor allem da verschiedene Indikatoren darauf hinweisen, dass sich Europa nach der aktuellen Welle des nationalistischen Revivals als Konstrukt aus vielen Makroregionen mit verschieden ausgeprägten Clustern etablieren wird.
Wenn man im Gegensatz zu den bisher dominierenden deutschtümlern unter den Tirol-Sympathisanten stets das Trentino mit einschließt, hat man ein Konstrukt mit ca. der Einwohnerzahl Estlands, welches vor allem in traditionell "grünen" Bereichen wie Verkehr, Flora und Fauna, Immigration, soziale Fragen und Probleme viel mehr gemeinsam hat als etwa Innsbruck mit Wien und Trient mit Rom.
Vor allem auf Gebis Blog scheint mir, dass vor allem wir postethnischen ökosozial denkenden und handelnden Südtiroler von denen es immer mehr gibt, allzu oft mit unseren Landsleuten in der Schützentracht über einen Kamm geschert werden und deshalb das Konzept Tirol als Wurzel allen Konservativismus und allen Nationalismus angesehen wird.

Anonym hat gesagt…

hab mich heute auch gewundert, allerdings war die Fragestellung auch wirklich Bauernfängerei. Was heißt "Wiedervereinigung"? Das Südtirol zu Österreich kommt? Das will ja die Mehrheit der Südtiroler/innen nicht. Das Tirol zu Italien kommt? Ein Freistaat? Das ist wie die Frage nach dem Fliegen. Wer will nicht auch fliegen können? Nur, wie das geht, steht auf einem anderen Blatt.
Ich hatte von vor einiger Zeit angeregt, die Debatte "Freistaat"/Wiedervereinigung aufzugreifen und "real" durchzuspielen. Für Tirol hieße das,
1) die ÖVP hätte keine Mehrheit mehr (hat sie inzwischen auch so nicht mehr)
2) Tirol würde zu einem multikulturellem Land werden (ist es eh schon, aber dann mit 2 weiteren Sprachminderheiten: Italienisch, Ladinisch)
3) Innsbruck wäre nicht mehr alleiniges politisches, kulturelles Zentrum
4) wie A. Pichler richtig schreibt, entstünde dadurch eine nicht zu unterschätzende Region in einer spannenden Umgebung. Allerdings mit all den damit verhafteten Problemen (s. oben). Als Gedankenansage zur Totgeburt "Euregio" wäre es aber was. Warum das die Grünen nicht mehr nutzen, weiß ich auch nicht. Meine bisherigen Versuche, das anzuleihern, sind meist rasch versandet (worden).

Anonym hat gesagt…

Italien hat 1915 Österreich den Krieg erklärt und einen Teil des deutschsprachigen Tirols gegen den erklärten Willen der Bevölkerung annektiert. Diese Tatsache sollte man als historisches Unrecht anerkennen und nicht als arrogante Selbsterhebung abtun.

Gebi Mair hat gesagt…

Die Selbsterhebung findet ja jetzt statt, nicht 1915

Anonym hat gesagt…

@anonym: dass Österr.-Ungarn 1918 den Krieg verloren hat, muss dabei aber auch gesagt werden. Italien hatte 1918 bei Kriegsende das Kommunikationsloch und die Führungslosigkeit der Österreicher ausgenutzt und Tatsachen geschaffen (die "südlichen Landesteile" annektiert). Auch der Kaiser (Karl) spielte damals eine unrühmliche Rolle (wird heute leider vergessen und verklärt). Die neue Gebietsaufteilung wurde dann beim Frieden von Saint Germain so endgültig völkerrechtlich festgelegt.

Anonym hat gesagt…

Lang lebe eine ökosoziale Euroregion Tirol-Süd/Tirol-Trentino!

Gebi Mair hat gesagt…

Verzeiht mir, dass ich leise Zweifel dabei anmelde, ob ein unabhängiges Großtirol schon automatisch eine ökosoziale Region wäre...

Meine Wahrnehmung ist doch häufig, dass so manche fortschrittliche Idee in Tirol nicht verwirklicht wäre, wenn es nicht andere Bundesländer gäbe, mit denen man sich in einem ähnlichen Rechtssystem und mit gleicher Sprache vergleichen kann. Wenn ich in Südtirol bin, dann nehme ich diese Sonderstellung als unvergleichliche Region, das heißt als Situation, die man mit nichts anderem vergleichen kann, eigentlich eher als hinderlich für fortschrittliche Ideen wahr. Da setzt sich dann eher der Gedankengang "da könnte ja jeder kommen" oder "das war schon immer so" durch. Eine Mindestgröße sollten Staaten schon haben für eine fortschrittliche Entwicklung finde ich, und Österreich ist bekanntlich kleiner als Bayern...

pérvasion hat gesagt…

Also wäre Island aufgrund der mangelnden Größe zu einer fortschrittlichen Entwicklung unfähig — beweist aber wohl das genaue Gegenteil. Naja, wenn man keine Argumente hat, muss man halt irgendwelche vorschieben.

Anonym hat gesagt…

lächerliches, warmes gewäsch eines historisch ungebildeten.
dazu kommt noch ein politisch umerzogenes gehabe des selbsthasses und der arglist gegenüber den eigenen volksgenossen.
ich sage ihnen, es gibt noch ein paar menschen in diesem land, die sich zutiefst mit südtirol verbunden fühlen, die dieses historische unrecht niemals akzeptieren werden und gegen verblendete kulturbolschewisten ankämpfen werden.
man muss kein tiroler sein, um sich gegen die derzeitige politik und geisteshaltung aufzulehnen. ich fühle mich als deutscher österreicher direkt und persönlich von den geschehnissen betroffen.
deshalb sage ich aus tiefster innerlicher überzeugung: ES LEBE TIROL, ES LEBE DIE TIROLER LANDESEINHEIT VON KUFSTEIN BIS SALURN!