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Freitag, 20. März 2009

Hässliche Flecken?

Die Tiroler Tagesezeitung nennt heute Graffitis und Tags in Innsbruck unisono "hässliche Flecken im Herz der Alpen" und veröffentlicht auch Fotos davon. Ein älterer Herr hat sich die Mühe gemacht, über 1.000 Graffitis und Tags zu fotografieren und an PolitikerInnen zu schicken, mit der Absicht zu zeigen, wie hässlich sie seien.

Bei mir hat er damit eher Freude über eine so umfangreiche Dokumentation ausgelöst, ich finde das ein Zeichen von Stadtkultur, und das soll auch dokumentiert werden, eigene Archive haben sich ja auch darauf spezialisiert.

Menschen kommunizieren mit einander. Manche kommunizieren, indem sie große Werbetafeln aufhängen, da steht dann drauf "McDonald's" oder "Kleiderbauer", das bedeutet dann "kauft." Manche hängen auch weiß-rote Fahnen aus dem Fenster, das bedeutet dann "Tirol." Und manche sprühen etwas irgendwo hin, das ist manchmal sehr unkreativ, manchmal ein bisschen kreativ und manchmal sehr kreativ.

Ich plädiere jedenfalls dafür, Graffitis und Tags nicht nur nach ihrer ästhetischen Qualität zu beurteilen ("hässlich", "schön"), sondern auch als das zu verstehen, was sie auch sind: Kommunikation im öffentlichen Raum, Interaktion, Aneignung, Kreativität - und manchmal auch zerstörerisches Potential. Viel mehr jedenfalls als nur "schön" oder "hässlich", deshalb ist es auch kein Wunder, dass sie immer derart große Diskussionen auslösen. Sie drücken nicht nur eine ästhetische Qualität aus, sondern unser Verhältnis zur Stadt und zur Gesellschaft insgesamt.

Damit mich niemand falsch versteht: Ich rufe natürlich nicht zur Sachbeschädigung auf. Ich möchte lediglich auch eine Diskussion auch auf der Meta-Ebene führen können, die meines Erachtens auch mitschwingt, und diese Diskussion ist nicht nur ästhetisch.