Mittwoch, 21. Januar 2015
Spaß und Wissen statt Zufall und Sucht
Ich habe persönlich noch nie eine Sportwette abgeschlossen. Das liegt vielleicht auch daran dass ich irgendwie kein begnadeter Passivsportler bin. Ich bilde mir nämlich ein, dass man für Sportwetten Wissen mitbringen sollte. Wie hat sich ein Team vorbereitet? Wie waren die Ergebnisse der vergangenen Zeit? Wie ist der Gegner drauf? Wer ist verletzt? Lauter Fragen, bei denen ich mich üblicherweise nicht auskenne. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich bei Sportwetten verlieren würde und schließe lieber keine derartigen Geschäfte ab.
In vielen Wettlokalen könnte aber auch ich ganz gut am Geschehen teilnehmen. Da wird nämlich auf alles Mögliche gewettet: Wer bekommt die nächste gelbe Karte? Von welcher Seite wird der nächste Eckball gespielt? Wer schießt das nächste Tor? Das sind alles keine Fragen für die man besonderes Wissen haben muss. Das sind eigentlich Fragen, über die der Zufall entscheidet. Damit fehlt ihnen aber das Kriterium, das die Wette vom Glücksspiel unterscheidet.
Sportwetten haben in den vergangenen Jahren vor allem durch aufgetauchte Betrugsfälle von sich reden gemacht, wenn aus Hongkong große Summen auf österreichische Drittligaspiele gesetzt wurden etwa. Besonders betrugsanfällig auch hier: Livewetten - weil der Betrug hier noch schwieriger nachzuweisen ist als bei Wettbetrug auf das Endergebnis. Sie sollten aber auch damit von sich reden machen, was sie mit dem Spielerinnen und Spielern anstellen. Und zwar nicht mit jenen, die heute darauf setzen wie am Dienstag Barcelona spielt. Sondern diejenigen, die vor dem Automaten sitzen und im Sekundentakt Wetten abschließen. Sogenannte Livewetten sind die Art von Wetten, die nicht mehr mit Wissen sondern nur mehr mit Zufall zu tun haben. Und durch die hohe Schlagzahl steigt auch der Suchtfaktor. De facto machen sie genauso süchtig und genauso abhängig und sind genauso teuer wie das Automatenglückspiel.
Das kleine Glückspiel ist in Tirol verboten, auch wenn es bei der Exekution des Verbots zugegebenermaßen hapert. Nun werden wir auch Livewetten verbieten weil sie mit Sportwetten und den dafür notwendigen Fähigkeiten nichts zu tun haben. Über 4.000 Spielsüchtige gibt es nach Erhebungen in Tirol, darunter nicht wenige die den Livewetten verfallen sind. An dieser Sucht verzweifeln jedoch nicht nur die Süchtigen selbst, sondern auch ihre Angehörigen.
In diesem Sinne: Für die Süchtigen, für ihr Angehörigen und für einen betrugsfreien Sport eine tolle Sache: Wir schicken demnächst eine Novelle des Tiroler Buchmacher- und Totalisateursgesetzes in Begutachtung, und das Verbot von Livewetten wird darin ein zentraler Bestandteil sein.
Mittwoch, 13. Juli 2011
Illegales Glücksspiel in Tirol wird Thema im Parlament
Nun hat Peter Pilz die Situation in Tirol aufgegriffen und eine parlamentarische Anfrage an die Finanzministerin und eine an die Innenministerin eingebracht, um zu klären warum in Tirol nicht härter durchgegriffen wird. Sobald die Antworten da sind, stelle ich sie natürlich online.
Donnerstag, 24. Februar 2011
Mein Name ist Bauernbund, und ich weiß von nichts
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein Lokal, das ich gemeinsam mit Matthias Holzmann von der Kronenzeitung wegen illegalen Glücksspiels angezeigt habe. Die zugehörige Homepage gehört übrigens einem gewissen Wolfgang Zaunschirm aus Igls. Ebenso wie die Homepage, die am Lokal im Bauernbund-Gebäude angegeben ist: www.plug-and-play.at
Diese Homepage funktioniert übrigens nicht, aber das hat den Bauernbund offenbar auch nicht gestört. Ebensowenig wie die Tatsache, dass im Schaufenster zwar einige Staubsauger stehen, aber es im Geschäft keine VerkäuferInnen gibt. Dort wurden nämlich keine Staubsauger verkauft. Wirklich interessant war nur, was im Hinterzimmer passiert:
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"Zutritt für Betriebsfremde verboten" steht neben der Tür. Trotzdem wurden dauernd Menschen ein- und ausbegleitet. Die MitarbeiterInnen wechselten dabei die Straßenseite vom Glücksspiellokal auf der anderen Straßenseite ins Hinterzimmer beim Bauernbund.
Nun, was wird in diesem Hinterzimmer wohl passieren? Nach mehreren glaubwürdigen Hinweisen, wonach dort illegales Glücksspiel betrieben werde, habe ich am 2. Februar 2011 eine Sachverhaltsdarstellung wegen vermuteten illegalen Glücksspiels im Gebäude des ÖVP-Bauernbundes bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Hier meine Sachverhaltsdarstellung im Original.
Dem Bauernbund kam aber weiterhin nichts Spanisch vor. Anstatt im eigenen Gebäude einfach einmal nachzuschauen, verließ man sich auf eine Stellungnahme des Anwalts des Mieters. Dass der Anwalt bekanntermaßen häufig in Glücksspielsachen tätig ist, das wunderte den Bauernbund aber immer noch nicht. Die entsprechenden Mails sind auf der Homepage von Markus Wilhelm nachzulesen.
Der Bauernbund blieb blauäugig. Selbst als ich im Landtag einen Antrag gegen illegales Glücksspiel in Landesgebäuden eingebracht habe, in dessen Begründung angeführt war, dass in einem Haus, das einer Partei gehört, vermutlich illegales Glücksspiel stattfindet, wurden die dem Bauernbund angehörigen Landtagsabgeordneten nicht hellhörig.
Nun wurde der Druck aber scheinbar doch zu groß. Der Bauernbund hat selbst eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft gerichtet mit dem Hinweis auf Verdacht des illegalen Glücksspiels.
Ich denke mir halt: Die Nähe zum illegalen Glücksspiel muss für eine Partei unerträglich sein. Sowohl inhaltlich wie auch räumlich. Dass der Bauernbund nichts gesehen und gehört haben will, das kann ich ihm nicht glauben. Sonst hören und sehen sie schließlich auch alles, was in diesem Land passiert. Und wenn der Bauernbund davon wusste, dann stellt sich die Frage nach der Verantwortung dafür.
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Gebi Mair vor dem Gebäude des Tiroler Bauernbundes, mit getarntem Glücksspiellokal |
Die Kronenzeitung hat inzwischen Wind von der Sache bekommen, hier ihr Bericht.
Dienstag, 18. Mai 2010
Kampf der Glücksspiel-Mafia
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Nationalrat Peter Pilz, Landtagsabgeordneter Gebi Mair |
Die Glücksspiel-Mafia ist auf dem besten Weg, die Gesetzgebung in Österreich einzukaufen. Im Nationalrat wird derzeit eine Gesetzesnovelle zum Glücksspielgesetz diskutiert, die Tirol massiv einschränken wird: Tirol ist ein sogenanntes "Verbotsbundesland". In Tirol ist das kleine Glücksspiel verboten. Wenn die Novelle im Sinne der Glücksspiel-Mafia durchgeht, dann wird das Verbot in Tirol aber nicht aufrecht zu halten sein. Die Regelung des Bundes sieht vor, dass pro Sekunde 10 Euro im kleinen Glücksspiel eingesetzt werden können, das sind 36.000 Euro pro Stunde an einem Automaten. Welche Tiroler Familie hält das auch nur zwei Stunden aus?
Jetzt kann Landeshauptmann Platter einmal zeigen, wie viel Gewicht er in Wien hat: Die Novelle zum Glücksspielgesetz muss Tirol endlich ein effizientes landesgesetzliches Verbot des kleinen Glücksspiels ermöglichen. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir definieren dürfen, dass der Tatort des Glücksspiels jedenfalls das Terminal ist und nicht der Server. Ansonsten stehen die Server ungeniert in der Steiermark, und Süchtige in Tirol verzocken ihr Geld und das ihrer Angehörigen.
Gemeinsam mit Peter Pilz habe ich heute in einer Pressekonferenz darauf hingewiesen, welche Gefahren für Tirol nun drohen, und ich bin gespannt ob sich die ÖVP schützend vor die Tiroler Familien stellt oder nicht. Wir wissen aus einer steirischen Studie, dass in 85% der Fälle problematischen Glücksspiels Spielschulden entstehen, teilweise in enormer Höhe. Die Politik darf nicht zusehen, wie hier Menschen in den Ruin getrieben werden, wir brauchen endlich ein klares und durchsetzbares Verbot!
Tiroler Tageszeitung: Grüne fürchten Ende des Spielautomatenverbots
Krone: Grüne wollen mit Tiroler Hilfe Glücksspielgesetz noch kippen
O-Töne von der Pressekonferenz mit Gebi Mair und Peter Pilz
