Freitag, 7. Mai 2010

Das Rettungswesen im Landtag

Gestern spätabends gab es eine Diskussion zum Rettungswesen im Landtag. Was sind die Erkenntnisse daraus?

1. Landerat Tilg (VP) ist es völlig ernst damit, die Freiwilligen aus dem Rettungswesen zu kicken. Im Krankentransport könnten sie tätig sein, hieß es. Aber ansonsten sind sie nicht gefragt. Alle von uns aufgeworfenen Fragen wie jene nach der Auflassung der Ortsstellen, den Ausbildungsanforderungen oder der Disposition von Parkplätzen aus wurden von ihm gestern nicht bestritten. Im Gegenteil, er musste uns Kompetenz in dieser Frage konzidieren.

2. Die Ausschreibung ist ein völliges Chaos, widerspricht sich selbst und die Landesregierung weiß auch noch nicht, was sie wirklich will. Gestern gab es wieder einen neuen Vorschlag für die Notärzte, der der Ausschreibung widerspricht. Landesrat Tilg hat offenbar nicht verstanden, dass es sich um eine Ausschreibung handelt, die auch bis zum Ende durchzuführen ist. Er sieht eine Ausschreibung als eine Art Verhandlungsinstrument, das ist aber leider ein Irrtum. Unser Nachweis, dass mehrere Passagen der Ausschreibung vergaberechtswidrig sind, wurde von Tilg nicht widerlegt.

3. Im restlichen Landtag interessieren sich nur wenige für das Rettungswesen. Bei uns Grünen sprachen Georg Willi und ich, bei der Liste Fritz sprach Bernhard Ernst. Für die Landesregierung musste Bernhard Tilg antworten. Aber ansonsten brachte kein einzigeR AbgeordneteR den Mund auf. Im Gegenteil, die Debatte wurde begleitet von Unmutsrufen, dass jetzt auch noch darüber diskutiert werden müsse. Es handelt sich dabei um Faulheit von Abgeordneten, auch geistige Faulheit, sich mit einem Thema beschäftigen zu müssen. Die Mehrheit der Landtagsabgeordneten sind dabei völlig abgehoben und interessieren sich nicht für die Sicherheit der Bevölkerung. Da war es ihnen wichtiger, rechtzeitig zu ihren privaten Terminen zu kommen, die viele für den Abend vereinbart hatten. Während Landtagspräsident Van Staa ursprünglich angekündigt hatte, die Sitzung werde eben am Freitag fortgesetzt, wenn es Diskussionsbedarf gebe. Dagegen gab es jedoch eine interne Revolte der Regierungsabgeordneten, die das auf keinen Fall wollten. Und obwohl wir auf eine Diskussion zum Brennerbasistunnel gänzlich verzichteten, wurde die Rettungsdiskussion nur als mühsam wahrgenommen und schlussendlich auch verweigert. Für den Tiroler Landtag, der sich sonst immer auf den Föderalismus steht, ist das ein echtes Armutszeugnis. Wie Andreas Brugger von der Liste Fritz in einer anderen Angelegenheit gestern zu einem Regierungsabgeordneten meinte: "Wenn es dir zu anstrengend ist, Abgeordneter zu sein, dann lass es halt."

Der Livestream der Landtagssitzung war übrigens ein voller Erfolg. 6.000 Menschen schauten in den zwei Sitzungstagen rein, das ist 1% der Wahlbevölkerung in Tirol. Das ist eine enorme Zahl und ich freue mich, dass wir so massiv darauf bestanden haben, dass der Livestream kommt.


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13 Kommentare:

Ein freiwilliger Sanitäter hat gesagt…

Seit 10 Jahren bin ich jetzt freiwilliger Sanitäter, habe zahlreiche Stunden geopfert für Menschen in Not und das sah ich nicht nur als Hobby an, sondern weil es mir freude bereitete einem Menschen zu helfen. Keiner von uns Freiwilligen fühlt sich als Mittel zum Zweck benützt, weil sich die Rettungsorganisationen ja viele Millionen ersparen können, sondern weil WIR es gerne tun! Unsere Aufgabe ist es Menschen zu retten und nicht über das Geld zu reden, denn da sollte Herr LA Tilg mal überlegen wie er entscheidet! Und jetzt? So wie es aussieht, können tausende Freiwillige egal welche Rettungsorganisation in Tirol bald ihre Uniform abgeben oder auf den Nagel hängen…

Herr LA Tilg denkt nur an Kosten, aber an Auswirkungen nicht einmal! Hier ein paar kleine Beispiele die passieren können. Ein Großunfall wo Hunderte Verletzte sind! Hat dann Tirol so viele Hauptamtliche Notfallsanitäter mit Kompetenzen um dieses Ereignis und den Normalbetrieb zu bewältigen? NEIN! Ein Katastrophenfall ebenfalls mit Hunderten Verletzten, tausenden Obdachlosen und wer soll das bewältigen? Hauptamtliche Notfallsanitäter mit Kompetenzen? NEIN! Wer übernimmt eigentlich die ganzen Großambulanzen? Ein Hauptamtlicher Notfallsanitäter mit Kompetenzen? JA&NEIN! Es muss ja auch der Normalbetrieb aufrechterhalten werden, denn der NFS mit Kompetenzen muss auch mal schlafen gehen! Wie will Herr Tilg denn die freiwilligen Sanitäter im Krankentransport den unterbringen? Am Tag? NEIN! Da arbeiten freiwillige in ihrem erlernten Beruf. In der Nacht? SCHWACHSINN! Der Hauptamtliche Notfallsanitäter mit Kompetenzen wartet auf einen Notfall! Und da kann es leicht passieren dass dieser einige Nächte nicht ausfahren wird… Also meiner Meinung eine teure Angelegenheit. Und der freiwillige im KTW? Der fährt die Nacht durch…

Wenn Herr LA Tilg uns nicht mehr haben will bzw. nur für Krankentransporte, dann kann er zusehen wie viele freiwillige Sanitäter dem Rettungsdienst den Rücken kehren werden und zu professionelle Ersthelfer unter den Bürgern werden…

Es tut weh, bald meine Uniform an den Nagel zu hängen nur weil es die Tiroler Landesregierung so will…

Anonym hat gesagt…

diese tilg-entscheidung ist abgesehen vom schwachsinn geradezu tödlich für einen sozialen und humanen umgang von mensch zu mensch - dieser irrsinn hat katastrophale auswirkungen weit übers rettungswesen hinaus.

IMO hat gesagt…

Zur Liveübertragung: Danke dafür! Ist interessant als normaler Bürger, das verfolgen zu können, ohne den Weg ins Landhaus Innsbruck antreten zu müssen.

Mit Erschrecken konnte man wiederum feststellen, welche "Koriphäen" die Tiroler Bevölkerung vertreten sollen.

Nach dem "Bachelor"-Fauxpas tut sich LA Konrad Plautz nun auch noch schwer mit dem Unterschied der Wörter überfällig und überflüssig. So hätte er beinahe wieder den Karren seiner eigenen Fraktion in den Sumpf gezogen ... in solchen Fällen ist der Tiroler Landtag leider Realsatire live, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt.

mairgegner hat gesagt…

lieber gebi,

bei der liveübertragung hat man wieder mal gesehen, dass du einfach nur die klappe offen haben musst, ohne eigentlich jemals hinter die kulissen geblickt zu haben!
Dein Grundgedanke mag zwar gut sein, aber es wird soviel blödsinn dazugeredet...
aber drecksau bleibt a drecksau egal wie man es nennt!!!

Anonym hat gesagt…

wieso habt ihr alle angst dass ihr euer Hobby verliert?
das rk hat so viele zusatzaufgaben in denen man sich
einbringen kann. zb lebensmittel, kleiderladen und und und
aber schon klar da gibt es kein blaulicht, aber dad ist ja nicht der grund oder? es geht ja um das helfen und um den menschen der hilfe braucht, aber das sind doch auch genau dir die sich wöchentlich ums essen anstellen.

ich habe auf der internetseite des DRK LV Hamburg die aufgaben des ehrenamts angesehen. wie der ein oder weiß wird der rettungsdienst hauptamtlich betrieben
dort gibt es aber trotzdem ehrenamtliche sanitäter
die eben genau die o. a. punkte abdeckt nämlich die katastrophen und großunfälle ambulanzdienste bei veranstaltungen usw. Link: http://www.lv-hamburg.drk.at
(schaut euch mal das ehrenamt informationssystem an, vielleicht ist etwas für eure interessen dabei)
vielleicht sollte man den regelrettungsdienst den hauptamtlichen mit der routine überlassen oder bringt ihr das auto zu einem mechaniker der das aus
überzeugung zweimal im monat freiwillig
macht? (diese aussage ist nicht von mir aber sehr treffend)
zu den hauptamtlich will ich noch sagen: ihr braucht euch um euren job nicht fürchten. sollte es nicht das rk werden
wird der falk oder mkt nicht 500 sanis im reagenzglas mit haben ;-)

beback hat gesagt…

@Anonym: Danke, du triffst es auf den Punkt! Aber es ist halt so, dass es viele der Freiwilligen eben nicht aus "Liebe zum Menschen" machen sondern weil es geil ist mit Blaulicht durch die Gegend zu rasen (hat ja auch der Sani im Report so treffend gesagt).

Dass die Sendung Report bzw. die darin abgegebenen Statements ein Armutszeugnis waren sei hier nur am Rande angemerkt. ... die Qualifikation für das RK als Betreiber des Rettungsdienstes sind "Heiratsvermittlung", "Blaulichtfahren ist lässig" und "außerdem war das immer schon so" ...??? Ja stimmt ... ich finde Tilg sollte diese schlagenden Argumente wirklich berücksichtigen!

Wer es wirklich aus Liebe zum Menschen macht, der hat auch nichts dagegen seinen Dienst als 3. mit 2 Hauptamtlichen am RTW zu machen oder findet auch andere Aufgaben als den RD. Wer einfach nur "geil auf Blaulicht" ist oder sich profilieren will, der wird wohl noch ein Weilchen herumschreien und sich mit grünen Populisten verbünden müssen! VIEL SPAß DABEI!

Anonym hat gesagt…

@beback
bei der aussage "außerdem war das immer schon so" ...??? muss ich mich schon wundern.
denn hätte es in den letzten jahren keine erneuerungen gegeben würden wir heute nicht autofahren und wenn dann mit nur 20 PS und ohne klimaanlage uns sonstigen VERBESSERUNGEN in sache sicherheit...
wieso mussten da verbesserungen getroffen werden, da war es auch immer so....

Anonym hat gesagt…

für alle die den Beitrag im ORF Report nicht kennen der vom beback angesporchen wurde hier der link:

http://tvthek.orf.at/programs/1310-Report/episodes/1391879-Report/1393973-Rettung-im-Wettbewerb

Anonym hat gesagt…

So ein wichtiges Thema und dann reicht es nur für 8 Kommentare? Wo sind denn jetzt die berühmten 5000 Freiwilligen, denen das Thema so sehr am Herzen liegt?

Oder ist die ganze Diskussion am Ende bereits ausgeheblt worden und durch sachliche Argumente im Keim erstickt? Anscheinend geht es doch mehr ums Blaulicht fahren, als um die Freiwilligkeit an sich!

Anonym hat gesagt…

In einem so elementaren Bereich des Gesundheitswesens,nämlich dem Rettungswesen, ist Qualität eine unausgesprochene Selbstverständlichkeit.

Ein flächendeckendes Netz von Fahrzeugen und Personal, was zu jeder Zeit und bei fast jeder Witterung innerhalb kürzester Zeit an jedem Einsatzort eintreffen kann.

NUR ein EINHEITLICHER Standard in der Ausbildung und Erfahrung des eingesetzten Personals durch hauptberufliche Mitarbeiter und die einheitliche und komplette technischen Ausrüstung der Fahrzeuge, ergibt ein perfekt funktionierendes Glied innerhalb der Rettungskette.

Kein Zweifel, die richtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Rettungswesen ermöglichen die Entstehung einer hohen Versorgungsqualität. Diese sollte eigentlich in der Diskussion "aus Liebe zum Menschen" NICHT vergessen werden und unser aller Ziel sein. Ob Leitstellen- oder Fahrdienstpersonal.

Finanzierung und Umsetzung überlassen wir dann besser den Herren, die DAFÜR gezahlt werden, dass sie solche Entscheidungen treffen, oder?

LG Berufsretter

Anonym hat gesagt…

PS: ich frage mich ausserdem ernsthaft, warum einige aktive (Notfall)Sanitäter vor steigender Qualität und damit auch mehr Kompetenz, Angst haben???

Ausserdem möchte ich abschließend sagen, daß ich das Ehrenamt und deren Arbeit sehr schätze. Aber der Bereich Notfallmedizin sollte den hauptberuflichen Mitarbeitern vorbehalten sein.

LG Berufsretter

beback hat gesagt…

@berufsretter: Endlich traut es sich einer sagen! ... hoffentlich finden sie nicht heraus wer du bist, sonst knüpfen sie dich als Veräter am nächsten Baum auf .....

Anonym hat gesagt…

@beback,

1.) Hast du von nichts eine Ahnung betreffend Rettungsdienst!
2.) Glaube ich nicht das der Berufsretter überhaupt ein Sanitäter ist... Das sind Aussagen eines Politikers und nicht eines Sanitäters!