Das Tiroler Drogenkonzept ist in die Jahre gekommen. Im Kern stammte es aus dem Jahr 1993. Nun legt die Landesregierung einen Entwurf für ein neues Tiroler Suchkonzept 2012 vor. Ich stelle es hier allen Interessierten zur Verfügung und freue mich über Hinweise und Anregungen dazu. Ab Seite 65 finden sich die Maßnahmenvorschläge für Tirol.
Ein bisschen wundern muss ich mich darüber, dass es offenbar erst Studien über die hohe Hepatitis-Rate bei DrogenkonsumentInnen braucht. Aber immerhin schlägt die Regierung vor, das Spritzentauschprogramm auf ganz Tirol flächendeckend auszubauen. Schade finde ich hingegen, dass nach der Analyse, dass drogenbezogene Todesfälle fast ausschließlich im privaten Raum stattfinden und deshalb anonyme medizinische Hilfe möglich sein sollte, genau dieser Vorschlag im Maßnahmenkatalog fehlt. Wenn befürchtet wird, dass die Rettung auch die Polizei verständigt, dann ist die Bereitschaft, den Notruf zu wählen natürlich kleiner.
Ebenso schade finde ich, dass zwar festgestellt wird, dass in Tirol eine besonders hohe Rate an pathologisch Glücksspielsüchtigen besteht, aber keine besonderen Maßnahmen dagegen vorgeschlagen werden. Besonders Gefährdungspotential wird dabei im Automatenglücksspiel und bei Sportwetten gesehen. Aber Maßnahmen dagegen? Leider Fehlanzeige.
Es gibt aber auch Dinge, über die man sich im Suchtkonzept freuen kann. Dass der Ausbau der jugendpsychiatrischen Versorgung über Kassenstellen forciert wird zum Beispiel. Das ist wirklich dringend, und ich hoffe dass es sich nicht nur um leere Worte handelt.
Viel Potential läge jedenfalls auch noch in der Verhältnisprävention: Die gesellschaftlichen Zusammenhänge, warum es zu Suchtentwicklungen kommt, werden im Konzept nämlich leider völlig außen vor gelassen. Was müssen wir tun, damit Menschen überhaupt nicht ungewollt in Abhängigkeiten geraten? Wie müsste unsere Gesellschaft dafür ausschauen? Hier wäre zumindest gleich viel zu tun wie in der späteren Hilfe für Suchtkranke.
3 Kommentare:
nach überfliegender Lektüre des Suchtkonzeptentwurfs stellt sich mir die Frage, ob es nicht sinnvoll sein könnte, eine stationäre Einrichtung für alkoholkranke Patienten im Tiroler Unterland anzusiedeln. Im Konzept steht die Empfehlung zum Aufbau einer solchen Einrichtung im Großraum IBK, wobei IBK und Hall je über eine solche Station im Rahmen der TILAK verfügen (Psychiatrie). Gibt es einen besonderen Grund warum sich die Empfehlung für Innsbruck ausspricht, oder ist es "nur" ein Zeichen des landesinternen Zentralismus?
Grundsätzlich begrüßenswert fände ich persönlich ja teils stationäre, teils ambulante Therapieeinrichtungen mit Beschäftigungsmöglichkeiten, wie sie beispielsweise in Bayern bestehen. Im Speziellen denke ich dabei etwa an landwirtschaftliche Nutzflächen, die von Rekonvaleszenten betreut werden könnten, um sinnvolle zeitfüllende Beschäftigung zu ermöglichen und damit "Leere" und Nutzlosigkeitsgefühle zu bekämpfen die viele Reha-Willige wieder in alte Schemata zurückfallen lassen.
Solche Einrichtungen wären freilich ergänzend zur reinen klinischen "Versorgung" (wie derzeit) zu denken, könnten aber eine notwwendige Lücke in Tirol schließen.
Zunächst müsste man aufhören, Drogensucht mit Geldgeschenken zu belohnen wie beispielsweise erhöhte Familienbeihilfe für Erwachsene, bei Bedarf auch im Nachhinein usw. Aber an diesem Denkfehler krankt ja unser gesamter Wohlfahrtsstaat.
i möcht nit alles reglementiert sehen.monaco ist a spielhölle... las vagas. - das mit drogendealern gleichzusetzen, die mitunter schulkinder ansprechen, ist beinahe schon pervers.
der mensch sollt schon noch a bissl a freud haben dürfen. überall rauchverbote, weil dieses ja auch nichtraucher gefährdet etc.pp.
der mensch darf sich ja auch zu tode fahren, klettern, sporteln, fressen und saufen. oder schnakseln - ob hetero, schwul oder bi!
i bin absolut gegen eine politik, die den leuten nur mehr verbietet.
verbiet i alles was ungsund ist, gibts keine autos, fliager etc.pp.
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