Samstag, 3. Dezember 2011

120 Millionen versenkt

Man zeichne sich durch absolute Kundenorientierung aus, und: "Das zeigt, wie gut wir sind", heißt es zur Einrichtung der Hypo Tirol Bank Italien 2009. Nun schaut alles anders aus. 120 Millionen habe man versenkt, die allein heuer schlagend würden, mussten kleinlaute Hypo-Bankmanager gestern bekannt geben. Das sei nur "vorerst" alles. Schon im vergangenen Jahr waren 13 Millionen an Verlust in Italien eingefahren worden. Über kommende Jahre ist der Ausblick schwierig.

Die Ähnlichkeiten mit einer anderen Bank in einem südlichen Bundesland sind frappant: Es wurden Immobilien finanziert und gekauft, die es gar nicht gab. Und niemand kam auf die Idee, nachzuschauen ob sie wohl existieren. Geschäfte wurden über Vermittler abgewickelt, wo die Bank nicht einmal die KundInnen kennt. Und jetzt sind 120 Millionen Euro weg. Die muss die Mutter Hypo Tirol nachschießen und damit die Tiroler SteuerzahlerInnen. 150 Euro pro Kopf allein heuer. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.

Im Aufsichtsrat für diese Entscheidungen? Honorige Persönlichkeiten wie Jürgen Bodenseer (VP), Wilfried Stauder (VP), Siegfried Dillersberger (FP) und Toni Ebner (Athesia, KStV Rhenania Innsbruck). Und als Eigentümervertreter, nicht zu vergessen: Landeshauptmann Günther Platter (VP), denn die Hypo Tirol gehört zu 100% dem Land.

Platter versucht nun, alles als "Altlasten" darzustellen. Tatsächlich stellt sich die Frage, was er seit seinem Amtsantritt 2008 gemacht hat. Schon 2009 hat die Hypo Italien 226 Millionen Euro "leistungsgestörte Positionen" ausgewiesen, im Jahr 2010 waren es 271,9 Millionen Euro oder 26,78% des Italien-Geschäftes. Spätestens mit diesen Zahlen muss allen klar gewesen sein, wie dramatisch die Situation ist. Die "notleidenden Positionen" betrafen dabei sowohl Einlagen wie auch Ausleihungen. Warum ist er nicht früher eingeschritten?

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Schon 2010 waren über Partizipationskapital bis zu 100 Millionen Euro in die Hypo Tirol eingeschossen worden. Jetzt müssen 120 Millionen aus dem Eigenkapital nach Italien in die Tochter gepumpt werden, damit diese nicht bankrott geht. Die fehlen dann natürlich bei der Mutterbank.

Entsprechend geht es mit den Kapitalquoten nach unten:

Kernkapitalquote Hypo Tirol Bank
2006: 6,7/
2007: 6,2%
2008: 5,7%
2009: 7,04%
2010: 7,38%
2011 nach Italien-Debakel erwartet: 5,8%

Unter 5% ist keine Banktätigkeit mehr möglich, da sind wir jetzt knapp dran. Und es besteht kein Spielraum mehr für weitere Verluste.

Eigenmittelquote:
2006: 11,4%
2007: 10,9%
2008: 10,2%
2009: 11,29%
2010: 11,39%
2011 nach Italien-Debakel erwartet: 9,8%

Das Mindesterfordernis beträgt 9%. Auch hier kommen wir bedenklich nahe.

Ich bin wahrscheinlich kein besonderer Wirtschaftskapitän. Aber dass niemand die Kontrolle bei der Landesbank so wahrnimmt, um diesen Unsinn zu stoppen? 120 Millionen Euro vernichten ist nicht ohne. Was könnte mit diesem Geld im Landesbudget alles getan werden? Das ist auch eine Frage der Wirtschaftskompetenz, und die ist bei den Verantwortlichen ganz offensichtlich nicht so ausgeprägt, wie sich das SteuerzahlerInnen erwarten dürfen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da sind die 4,4 Mio an die UMIT ja wenig dagegen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob das System der Verantwortungslosigkeit vielleicht doch einmal Konsequenzen hat.

Anonym hat gesagt…

@gebi: mal eine andere frage, wenn dass eh alles schon vor jahren so klar war, warum hast du dann nicht bereits vor jahren darauf aufmerksam gemacht?

Anonym hat gesagt…

jede bank und sparkasse muss sozusagen pokern, weil sonst wär sie schon von vorneherein pleite. musst ja nur schauen, ob alle "kleinen" ihre kredite zurück zahlen...
es braucht aber dazu spitzenmanager und keine parteileute. das ist das eigentliche desaster.

Gebi Mair hat gesagt…

Zwischen Pokern und Dummheit besteht aber ein Unterschied, oder?

Auf die Hypo-Risiken habe ich in verschiedenen Gremien, zuletzt etwa im Finanzkontrollausschuss bei der Besprechung des Jahresabschlusses 2010 hingewiesen. Aber so lange alles läuft, putzen sich natürlich alle daran ab, dass es sich um eine Aktiengesellschaft handelt und man sich angeblich um nichts kümmern müsse.

unwählbar hat gesagt…

Dummheit ist wieder einmal ein sehr respektvolles wort!
Keine zwei wochen schaffst du es selbst, respektvoll mit anderen umzugehen! Schade, ich hätt dir mehr zugetraut!

Anonym hat gesagt…

Lieber Gebi, der Jahresabschluss von 2010 wurde aber nicht vor JAHREN getätigt, als diese Geschäfte gemacht wurden und du mit deiner genialen wirtschaftlichen Kompetenz aufschreien hättest sollen. Da du ja so tust, als wäre alles schon so lange absehbar gewesen, dann musst du sich aber selbst an der Nase nehmen und fragen, warum du dies nicht schon damals als die Geschäfte gemacht wurden angekündigt hast. Da du ja so tust, als ob für dich alles schon damals klar war und du nichts dagegen getan hast, bist du mit schuld.
Also gibt es nur eine Forderung. Gebi tritt zurück.

Gebi Mair hat gesagt…

Deshalb steht beim Jahresabschluss 2010 auch "zuletzt". Ich habe vorher beim Partizipationskapital gewarnt, ich habe bei den Gipfelgesprächen bei Platter zum München-Debakel gewarnt, ich habe eine Anfrage zur Hypo im Landtag eingebracht, zwei Anträge... Ich glaube, dass ich mir da nicht viel vorwerfen lassen muss angesichts dessen, dass ich in der Opposition bin und Platter in der Regierung.