In Innsbruck gibt es derzeit eine eigenartige Diskussion, vornehmlich geführt von Politikern, die ansonsten hauptsächlich mit dem Auto unterwegs sind: Soll man Fahrräder aus Innsbrucks Zentrum verbannen?
Bis zu 600 FahrradfahrerInnen nutzen die Maria-Theresien-Straße an schönen Tagen pro Stunde. Und daraus folgen gleich mehrere Erkenntnisse auf einmal - die Wichtigsten für mich: 1. Das Rad eignet sich hervorragend als Transportmittel in Innsbruck, besonders in der staugeplagten Innenstadt. 2. RadfahrerInnen bringen Belebung in die Innenstadt und nicht zu den Einkaufszentren am Rand. Und das sind eigentlich zwei Entwicklungen, über die wir uns freuen sollten.
Die Innenstadt zu beleben anstatt zu verpesten, dafür geben wir nämlich viel Geld, etwa für Stadtmarketing. RadfahrerInnen machen das auch, ganz von selbst. Ist die Innsbrucker Politik vom eigenen Erfolg überwältigt? Angeführt von der Gaspedalpartei ÖVP, unterstützt vom Innsbrucker Piraten (!) beschloss der Innsbrucker Gemeinderat nämlich, zu prüfen ob RadfahrerInnen aus der Maria-Theresien-Straße verbannt werden können. Das Durchfahren wohlgemerkt. Fahrräder abstellen wird immer erlaubt bleiben. Es sei denn, man widmet die Maria-Theresien-Straße nicht mehr als Straße, sondern als Acker. Wer also den Menschen erzählt, damit würden herumstehende Fahrräder aufgeräumt, der streut ihnen eigentlich Sand in die Augen.
Herumstehende Fahrräder werden nämlich als Argument ins Treffen geführt und mit Kampfbegriffen belegt: "Fahrradfriedhof" heißt es da seitens der Autofahrerparteien gleich. Warum spricht eigentlich niemand vom Autofriedhof, der jeden Tag in der gesamten Stadt angelegt wird? Den Platzvergleich mit herumstehenden Autos halten die Fahrräder jedenfalls locker aus. Aber was beim Auto begrüßt wird - "Verkehr ist Leben" war kürzlich auch von der ÖVP im Landtag zu hören - soll beim Fahrrad plötzlich ein Ärgernis sein.
Es stimmt schon, in der Maria-Theresien-Straße rächen sich jetzt zwei Entwicklungen, die wir Grüne immer aufgezeigt hatten: Zu wenige Fahrradständer führen dazu, dass die Menschen ihre Räder einfach irgendwo abstellen. Wobei mein Eindruck ist, dass die Menschen ja eh sehr gesittet sind. Und Fahrstreifen in der Maria-Theresien-Straße verführen zum Schnellfahren. Man hätte auf die Fahrstreifen verzichten sollen und dafür mehr Radständer anbieten. Das könnte man übrigens auch jetzt machen. Warum nicht einfach Radständer auf die Fahrstreifen in der Maria-Theresien-Straße bauen? Das senkt die Geschwindigkeit und räumt Räder auf.
Übrigens, bevor jetzt wieder dieses Argument ins Treffen geführt wird: Der letzte und einzige mir bekannte Unfall in der Maria-Theresien-Straße mit Personenschaden fand zwischen einem Taxi und einem Fußgänger statt.
Ich bin dafür, dass Innsbrucks Zentrum rücksichtsvoll genutzt wird. Und das ist nicht nur eine Forderung an RadfahrerInnen, sondern vor allem an AutofahrerInnen. Vor denen fürchte ich mich in der Innsbrucker Innenstadt nämlich mindestens so viel wie vor den Pedalrittern.
Heute um 15 Uhr wird jedenfalls ein Zeichen gesetzt. Wie viele Fahrräder passen in die Maria-Theresien-Straße? Das ist die Frage. Wir wollen zeigen: Wir sind viele und wir sind freundlich. Sei dabei! Mehr Infos in der Facebook-Gruppe gegen das Radfahrverbot in der Maria-Theresien-Straße.
14 Kommentare:
Lustig, auch hier fehlen die Eier zu erwähnen, dass die SPÖ auch mitgestimmt hat. Wahrscheinlich auch hier ein Angriffsverbot. Hauptsache, die Schwarzen sind böse. Dass der schwarze GR Jahn den Antrag nicht unterstütz hat, kann man auch einmal erwähnen. Bei der Abstimmung war dann der Klubzwang sein Schicksal, aber ist ja egal. Alle Schwarzen sind böse!
im zweifel für den schwächeren und das sind die fussgänger!
by the way: 180m schieben bringt auch niemanden um :-)
Danke, Gebi, für deinen Blog-Beitrag! Du triffst den Nagel auf den Kopf ... und ich war natürlich auch beim Flashmob - nicht nur wegen den 180m Abschnitt auf der Maria-Theresien-Straße, sondern wegen der damit verbunden Signalwirkung! Ich finde, wir geben den Autos viel zu viel Platz in dieser Stadt - und ich bin der Überzeugung, dass Autos sehr wenig zu einer lebhafen und lebenswerten Stadt beitragen - im Gegenteil!
der hinweis von unwählbar ist schon berechtigt:
warum kein hinweis, dass die innsbrucker sp dem schwachsinnigen antrag zugestimmt hat?
warum kein hinweis, dass auch teile der für innsbruck fraktion zugestimmt haben?
bitte keine egozentrisch bedingten politischen rücksichten.
Vielleicht hat der Gebi die Eier und erklärts uns?!?
fußgängerzone hat fußgängerzone zu bleiben. oder man soll sie wieder für den verkehr freigeben.
ich habe in der theresienstraße jedenfalls radler erlebt, die fahren wie bei einem rennen. das ist für jeden normalen menschen unzumutbar. es gibt auch kinder, seh- oder gehörbeeinträchtigte, alte, kranke, gebrechliche - und nicht nur grüne, rücksichtslose schwuletten. (ich hoff, dass es dir jetzt nicht wieder "richtig weh" tut. aber aufgrund deines schwulseins, das du ja vor dir trägst wie einen orden, bist du ja in die politik gekommen...).
Ja das ist das Denken von vorgestern - heute kann man durchaus über Shared Space nachdenken finde ich, wo Menschen auch gemeinsam und rücksichtsvoll eine Fläche nutzen können und nicht nur getrennt von einander.
@kraftwerksdialog - wenn wir auf die verschiedenen strömungen innerhalb dieser gruppierungen eingehen, dann können wir natürlich auch sehen, dass die Jusos die aktion in der maria-theresien-straße überhaupt erst organisiert haben. der kern ist: die grünen stehen auf der seite der radfahrerInnen und die övp dagegen, das ist das wichtigste in dieser angelegenheit für mich.
Das wichtigste ist die böse övp! dass das das wichtigste für gebi mair ist, das wissen alle. lustig ist aber, dass der gebi auf die strömungen in den parteien hinweist, die jusos toll findet, den jahn aber wieder ignoriert. stimmt, der ist ja ein böser schwarzer... manchmal kommts mir echt vor, wie wenn die grünen ein getarnter roter ableger sind. schade, wenn selbst grüne politik kein rückgrad mehr hat!
zum thema, die grünen und die öffis:
http://www.tt.com/%C3%9Cberblick/Politik/PolitikTirol/5730414-6/sp%C3%B6-stie%C3%9F-gr%C3%BCner-antrag-zur-tariferh%C3%B6hung-sauer-auf.csp
@20.11.,10:11: Na ja, aber wenn's auch stimmt,dass die ÖVP nicht grad a tolle Politik für jedermann, also für's Volk macht (denn dasselbige ist ja immerhin namengebend für die Partei), dann darf man das schon auch sagen - auch wenn man sich wiederholt (ich mein, die ÖVP macht auch wiederholt schlechte Politik)!
dass die jungen spler offenbar gscheiter sind als der grünbacher, das ist unbestritten. aber auch nicht schwierig.
andererseits hat der koalitionspartner spö vollständig und der koalitionspartner fi teilweise gegen die radler gestimmt.
ich finde das schlimmer als eine möglicherweise prinzip-opposition der vp. und deshalb gehören die beiden anderen parteien sehr wohl erwähnt. und wenn nicht, dann erweckt dies halt den eindruck einer punktuellen rücksichtsnahme, die nicht berechtigt ist.
that's it.
rücksichtsvoll nutzen... i wirf nit alle radler in einen topf. aber das denken von vorgestern müsstest auch du von der grünen-zentrale aus tagtäglich sehen. es gibt depperte und rücksichtslose, die fahren wie die sau. und a fußgängerzone find i besser - gibt in innsbruck eh so gut wie nix.
wenn du annimnmst, dass alle edel sein, brauchst auch keine alarmanlagen und die x-kameras, die zu hildes zeiten montiert wurden...
übrigens - radln ist gesund. und nit jeder, der für ein fahrradverbot für nur einige meter eintritt, ist gegen die radler. es gibt auch sowas wie einen hausverstand.
i scheiß mi an, wenn i trainierte burschen, ausgerüstet als starteten sie zur tour de france, tagtäglich siech wie sie beim j die fahrradeln aufladen. null kondition. vielleicht wird die besser, wenns a paar meter hatschen.
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