Montag, 10. Dezember 2012

Dem Himmel so nah

Gebi Mair, Bernhard Ernst +

Er sei dem Himmel so nah, schrieb Bernhard Ernst vor wenigen Tagen unter ein Foto von sich. Darauf war er vor verschneiten Tiroler Bergen zu sehen.

Bernhard war wortgewaltig und ideenreich. So bleibt er mir in Erinnerung. Ausgestattet mit einer Stimme, die große Räume bis in die letzten Winkel erfüllen konnte, und auch mit einem scharfen Intellekt. Bernhard war ein Mensch der politischen Präzision, der tiefen Beschäftigung mit einem Thema, und ich war immer wieder erstaunt, wo er seine Ideen und Strategien hernahm, und mit welcher Verve er sie präsentierte.

Er war aber auch ein verbundener Mensch. Verbunden mit seinen Mitmenschen und mit seiner Heimat, Tirol. Wie glücklich sah er aus, wenn er Fotos von sich in den Bergen herzeigte, wenn er erzählte, was er am Wochenende gemacht hatte. Ob Bergtour oder Lawinenkurs, Bernhard war begeistert und begeisternd.

"Bei den Besten gelernt", lachte er, wenn man ihn auf seine Vergangenheit bei den Grünen ansprach und darauf, dass er seine Fähigkeiten nun für die Liste Fritz einsetzte. Für ihn war das kein Widerspruch. Im Herzen war er immer auch ein Umweltpolitiker geblieben, setzte sich für Klein- und gegen Großwasserkraftwerke ein, kämpfte für die Energiewende und für nachhaltige Mobilität. Im Mittelpunkt stand dabei immer der Fokus auf den Menschen und seine Bedürfnisse: Wenn er von der Energiewende sprach, dann gab es das nie ohne den Hinweis, dass sich nur so Menschen langfristig das Heizen leisten würden können. Wenn er für den Erhalt des Rettungswesens in Tirol stritt, dann nicht aus Selbstzweck, sondern im Bewusstsein des Einsatzes Vieler. Wo er seine Kraft einsetzte war ihm dabei nicht so wichtig, und er war nicht neidisch auf die Erfolge anderer; wichtiger war ihm, dass die Richtung stimmte.

Wir sind nur Gast auf Erden, das war ihm wohl auch klar. Bernhard hatte es schon in den vergangenen Jahren gesundheitlich nicht immer einfach, aber das konnte seine innere Kraft und Verbundenheit nicht beeinträchtigen. Am Samstag hat sein Herz aufgehört zu schlagen. Es schlug für ein gutes Leben in einem schönen Land. Ich hoffe, das hat er nun auch für sich.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

deine nachrufe machen dich sympathisch. das ist nit selbstverständlich. toll wäre, wenn du auch zu den lebenden mehr mitgefühl zeigtest. nur ein toter indianer ist ein guter indianer - ich hoffe das ist nicht dein politischer leitsatz.

aber hut ab, die nachrufe würde nicht jeder machen.

kraftwerksdialog hat gesagt…

Es freut mich, von dir einen so sensiblen nachruf zu lesen.

zur erinnerung:
1994 war ja bernhard ernst mit franz klug, max schneider und georg willi im grünen landtagsclub, eva lichtenberger in der landesregierung.

wie der anonyme vorposter angedeutet hat, wäre es fein, wenn sich zur politischen intellektuellen bissigkeit auch ein schuss menschlicher wärme fügen könnte. so wie im nachruf gezeigt.

täuscht der eindruck, oder hast dich in diesem jahr wirklich ein bissl geändert?

lg aus ontario

Anonym hat gesagt…

Ein schöner Nachruf. Vor allem das hier "Wo er seine Kraft einsetzte war ihm dabei nicht so wichtig, und er war nicht neidisch auf die Erfolge anderer; wichtiger war ihm, dass die Richtung stimmte."
Ich habe nur selten kurz mit B. Ernst gesprochen - aber ich hatte genau diesen Eindruck gewonnen. Danke für die gute Formulierung.
Der Aderlass in der Tiroler Poltik ist momentan bedenklich. Zuerst Stenico, nun Ernst.
Wen die Götter lieben holen sie früh zu sich.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht ist es auch so, dass man sich mit Worten Ausdruck verleiht zB durch einen Nachruf der Menschen emotional berührt; es sind ja nicht diese oder jene Menschen - sondern eben - Menschen ! Heute erklären wir uns worum es im Leben wirklich gehen solle - und morgen gehen wir schon wieder zur Tagesordnung über? Wenn wir wirklich so wenig Zeit aufwänden vor das, worum es augenscheinlich wirklich geht - dann haben wir eigentlich mächtig wenig gelernt.
Georg