Montag, 10. November 2008

Gedenken an das Novemberpogrom

Die israelitische Kultusgemeinde Innsbruck organisierte heute Gedenkfeiern an das Novemberprogrom des Jahres 1938. Zuerst das traditionelle Totengebet, das Kaddisch am Denkmal für die vier im November 1938 ermordeten Vorstandsmitglieder der Kultusgemeinde am Landhausplatz, an jenem Denkmal das der Tiroler Jugendlandtag 1997 initiiert hatte. Und anschließend lud die IKG zu einer Gedenkveranstaltung in die theologische Fakultät der Universität Innsbruck mit wunderbarer Musik von Roman Grinberg und Texten, gelesen von Günter Lieder. Die Präsidentin der Kultusgemeinde, Esther Fritsch hatte eine lange Liste an Ehrengästen zu begrüßen. Und trotzdem zeigte sich bei manchen Reden, dass das Wissen der jeweiligen RednerInnen trotz offensichtlichen Bemühens nicht besonders weit reicht. Bürgermeisterin Zach sprach konsequent von "Rassen", und Landeshauptmann Platter las eine vorbereitete Rede vor, die wohl vor allem mit Wikipedia-Wissen gefüllt worden war. Immerhin, als er von verfolgten Homosexuellen las, stockte er nur wenig länger als bei Sinti und Roma. Naja. Die für mich bewegendste Rede des Abends hielt Altbischof Stecher. Er hatte als Schüler die Pogromnacht 1938 miterlebt und erzählte davon, wie er seine Mutter noch nie zuvor so wütend gesehen hatte. Er schilderte seine Gefühle des Ensetzens, des Zorns, von der Untätigkeit der Kirche und des kühlen Bedenkes, ebenso wie den Wunsch nach Wahrheit und Veränderung. Er erzählte von seinen jüdischen Mitschülern die bereits geflohen waren und von deren Eltern, die in Auschwitz ermordet wurden. Er sprach aber auch davon, wie die Veränderung der Stimmung, die sich 1938 gegen Jüdinnen und Juden gerichtet hatte, auch heute noch Arbeit an der Veränderung braucht. Mehr als einmal muss Landeshauptmann Platter dabei zusammengezuckt sein, sehr deutlich waren Stechers Anspielungen auch auf Platters Politik als Innenminister. Seit Altbischof Stecher sich kein Blatt mehr vor den Mund nehmen zu braucht, ist jede Rede von ihm ein Genuss. Das ist eben der Unterschied zwischen einer Rede, die von anderen Menschen geschrieben wird und einer Rede, in der Herzblut steckt.

Hier ein kurzer Bericht der Tiroler Tageszeitung zum heutigen Tag.

Und der Link zur Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck hier.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

übrigens will die Burschenschaft Suevia, auf deren Gedenkstein am Westfriedhof der Name eines der Täter der Pogromnacht prangt, eine Form der Erinnerung/Erklärung dazu anbringen. Wir werden sehen, ob sie das macht und wie. Immerhin beschäftigt sie 70 Jahre nach dem Geschehen diese Tatsache.
wome

Michael Bauer hat gesagt…

zum glück bekommt mensch von denen grad kaum was mit - sind die sueven mittlerweile weniger jenseitig als die brixen? dachte, die suevia hat "gute" kontakte zum deutschen rechtsextremismus.

ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass die da was vernünftiges hinhängen.

ansonsten gibt's eigentlich nur einen umgang mit diesen menstruationsneidern: welche brixia? welche suevia? welcher rfs?