Privatisierungen sind nichts Abstraktes, sondern etwas sehr Konkretes. Ich will das an einem Beispiel zeigen. Land Tirol und Tirol Werbung besaßen gemeinsam die Firma Tiscover, über die man Unterkünfte in Tirol buchen kann. Die Firma hat auch einen jährlichen Gewinn gemacht und gleichzeitig den KundInnen gute Konditionen geboten. Für eine Buchung wurden 8% Provision fällig.
Dann wurde, auf Betreiben des damaligen Landeshauptmannes Herwig Van Staa, Tiscover privatisiert und an die Firma HRS verkauft. HRS hat dann die Verträge mit den ZimmervermieterInnen geändert. Statt 8% Provision werden nun 12% fällig, eine Erhöhung um 50%. Gleichzeitig wurden die Verlinkungen zu den Homepages der ZimmervermieterInnen von der Tiscover-Seite entfernt und auch die Belegung der Zimmer kann nun nicht mehr online eingesehen werden. Für das privatisierte Tiscover heißt das vermutlich mehr Gewinn, für die ZimmervermieterInnen höhere Kosten und schlechteres Service, das Land Tirol hat keinen Gewinn mehr. Und wenn man das liest, soll man dann noch für Privatisierungen sein? Ich finde die Diskussion, ob es Aufgabe des Landes ist, eine Buchungsplattform zu führen ziemlich müßig, wenn ich mir die Ergebnisse vorher und nachher ansehe.
3 Kommentare:
Sehr geehrter Herr Mair,
als Pressesprecherin der Tiscover AG darf ich Ihre Ausführungen anbei richtigstellen.
Vor dem 1. Mai 2009 haben wir für Unterkünfte verschiedene Produkte angeboten, welche jeweils aus einem fixen Marketingbeitrag pro Bett und Jahr (je Modell zwischen 13,00 und 20,00 Euro) und einer erfolgsabhängigen Buchungsprovision (je Modell zwischen 8% und 11%) bestanden.
Seit 1. Mai ist die Darstellung auf dem Tiscover Alpenportal für Unterkünfte gratis, jährliche Gebühren fallen nicht mehr an. Wie bei HRS wird nur bei einer erfolgreich vermittelten Buchung eine Kommission von 12 % verrechnet. Kostenlos ist auch die zusätzliche Vermarktung buchbarer Zimmer über HRS.de. Tiscover Unterkünfte werden so automatisch auch bei 13.000 HRS-Firmenkunden und über 6.000 HRS-Vermarktungspartnern aktiv angeboten.
Für die Unterkunftsanbieter in Tirol und auch im restlichen Alpenraum stellt das neue Geschäftsmodell also eine eindeutige Verbesserung dar. Hotels und Unterkünfte können sich sowohl auf tiscover.com, als auch auf HRS.de mit umfangreichem Text- und Bildmaterial und detaillierten Produktinformationen kostenlos präsentieren und haben so Zugang zu monatlich rund 5,5 Mio. potenziellen Gästen. Tiscover geht bei der Vermarktung in Vorleistung und verdient nur nach tatsächlich erbrachter Leistung, also der konkret vermittelten Online-Buchung.
Die Akzeptanz des neuen Geschäftsmodells bei den Bestandskunden ist mit 99 Prozent übrigens sehr hoch.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Bär
Head of Corporate Marketing & PR
Tiscover AG
Sehr geehrte Frau Bär,
herzlichen Dank für Ihre Antwort. Wenn man bei Tiscover schon auf meine Mails nicht antwortet, dann ist zumindest der Kommentar hier eine schöne Reaktion.
Können Sie vielleicht auch noch auf die anderen Fragen eingehen, die im Blogbeitrag gestellt werden? Also insbesondere was die Frage des Gewinns angeht, die Verlinkungen. Und weil wir schon dabei sind - auch wenn es oben nicht drinsteht - auch die Frage der einsichtigen Belegung.
Ich kenne konkrete Fälle, wo statt 240 Euro im Jahr nun 500 Euro bezahlt werden, bei schlechterem Service. Kann so etwas aus Ihrer Sicht vorkommen?
Mit freundlichen Grüßen
Gebi Mair
Sehr geehrter Herr Mair,
natürlich gehe ich gerne auch auf die weiteren Punkte ein:
Verlinkungen: Tiscover geht wie gesagt seit 1. Mai bei der Vermarktung der Unterkünfte in Vorleistung und verdient nur nach tatsächlich erbrachter Leistung, also der konkret vermittelten Online-Buchung. Unser Ziel muss jetzt natürlich sein, die Gäste bis zur Buchung auf tiscover.com zu halten. Aus diesem Grund verzichten wir auf die Darstellung von externen Links, Fax- und Telefonnummern bei der Unterkunft. Die allgemeinen Adressinformationen werden hingegen angezeigt.
Eine Unterkunft kann übrigens alle Informationen, welche sie ins Tiscover System einpflegt, kostenlos auf einer individuell gestaltbaren Website – einer sogenannten Tiscover XL – unter einer eigenen Domain aufrufen. Auf dieser Website werden natürlich weiterhin die gesamten Kontaktinformationen der Unterkunft (inkl. Telefonnummer, Fax, usw.) angezeigt.
Belegung: Die frühere Darstellung der Zimmerbelegung wurde aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit geändert. Die Gäste gingen davon aus, dass rot dargestellte Zeiträume belegt und grüne frei bzw. buchbar wären. Wollte der Gast nun ein Zimmer in einem „grünen“ Zeitraum buchen, wurde ihm oft kein Ergebnis angezeigt, da seine Suchkriterien nicht den Buchungsbedingungen der Unterkunft (Anreise samstags, Mindestaufenthalt, etc.) entsprachen. Um dies zu vermeiden und dem Gast auf jeden Fall ein passendes Suchergebnis zu bieten, haben wir die Darstellungs- und Suchlogik verändert.
Mit dem neuen Tiscover Alpenportal wurden auch noch weitere Verbesserungen umgesetzt, welche sich bereits im Buchungserfolg niederschlagen: So ist z.B. die Anzahl der Sommerbuchungen für 2009 auf tiscover.com um fast 30% im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
Zu dem von Ihnen angeführten Beispiel: Wenn dieser Kunde in der Vergangenheit 240 Euro im Jahr bezahlt hat, dann hat sich dieser Betrag – wie oben beschrieben – aus einem fixen Marketingbeitrag und Buchungsprovisionen zusammengesetzt. Wenn der gleiche Kunde nun 500,00 Euro pro Jahr bezahlt, bedeutet das, dass er um ein x-faches mehr Buchungen über tiscover.com erhält, als vorher (er hat ja keine fixen Kosten mehr). Bei 500,00 Euro Kommission macht diese Unterkunft einen Buchungsumsatz von fast 4.200,00 Euro über tiscover.com. Das ist positiv für die Unterkunft und positiv für Tiscover!
Für vertiefende Informationen stehe ich auch gerne in einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Bär
Head of Corporate Marketing & PR
Tiscover AG
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