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Mittwoch, 15. Januar 2014

Was Hermann Maier kann und andere nicht können

Skistar Hermann Maier ist bisher nicht durch besonders viele gesellschaftspolitische Äußerungen aufgefallen. Umso mehr hat mich die Unaufgeregtheit gefreut, mit der er im Standard zitiert wird: "Es gibt da politisch einiges zu überdenken" findet er zur Anti-Homosexuellen-Gesetzgebung in Russland. Und deshalb fährt er nicht zu den olympischen Spielen nach Sotchi. Was man von SportlerInnen nicht verlangen kann, kann man von anderen Beteiligten sehr wohl erwarten: ein unmissverständliches Zeichen. Und das setzt Hermann Maier.

So unaufgeregt wie Hermann Maier sein kann, so einfach kann die Tiroler Tageszeitung keinen Artikel schreiben. Nach dem Coming Out des deutschen Fußballers Thomas Hitzlsperger versuchte man dort, einen gutgemeinten Artikel zu schreiben. Herausgekommen ist das hier:


An dieser Titelseite ist so ungefähr alles falsch, was man falsch machen kann. Das beginnt damit, dass "Outing" in diesem Zusammenhang falsch verwendet ist. Wenn sich jemand selbst outet, dann spricht man von mir aus von einem Coming Out. "Outing" beinhaltet immer eine Form des Zwangs. Das war im konkreten Fall ja wohl nicht so. Dann fallen Lesben natürlich wieder einmal unter den Tisch, wenn es um "Schwulen-Outing" geht. Und was ist das eigentlich für eine Wortkreation? Man versuche einmal die umgedrehte Variante: "Hetero-Outing". Klingt komisch, oder? Zum "Schwulen-Outing" gehört wahrscheinlich auch das "Homo-Milieu." Und dann noch der eigentliche Inhalt: Ist ein Coming Out in Tirol riskant? Und wie verändert ein derartiger Artikel die Realität? Macht er ein Coming Out vielleicht riskanter, das sonst eigentlich nicht riskant ist? Gut gemeint ist manchmal das Gegenteil von gut. Über das Symbolbild sag ich jetzt nichts - offenbar brauchen Lesben und Schwule den Schutz der Geheimhaltung, weshalb man sie unkenntlich machen muss.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang lieber die Seite "Es wird besser". Dort erzählen Menschen aus Österreich, warum und wie die Situation für Schwule, Lesben und Transgender besser wird. Das ist der Ansatz, den emanzipatorische Politik heute braucht. Und wer sich die Reaktionen auf prominente Coming-Out-Geschichten der vergangenen Zeit ansieht weiß, dass diese Haltung wahrscheinlich angebrachter ist. Ich sage nur: Daniela Iraschko, Tom Daley oder eben auch Thomas Hitzlsperger. Tom Daleys Youtube-Video über sein Coming-Out hat inzwischen mehr als zehn Millionen Views, und darunter - fürs Internet erstaunlich - zwanzig Mal mehr Likes als Dislikes. Nicht-Prominente finden sich auf besagter Homepage.

Und eigentlich wollte ich nichts zum Thema Schreiben. Den entscheidenden Tropfen hat gestern Helmut Kritzinger geliefert, Obmann des Tiroler Seniorenbundes. Die Grünen würden mit "komischen Ideen" auf sich aufmerksam machen, nämlich der "Homo-Ehe." Er wolle dahingestellt lassen, ob das eine gute Idee sei. Ich lasse hier mal besser etwas anderes dahingestellt.