Montag, 22. Juni 2009

Zum überkommenen Männlichkeitsideal schlagender Burschenschaften

ein Gastbeitrag von Josef Christian Aigner

Die Kritik an der Teilnahme bestimmter Herren aus den oberen Polit-Etagen unseres Landes am Festkommers der Schlagenden Burschenschaften in Innsbruck darf sich nicht nur gegen die politische Redlichkeit einer Unterstützung der damit verbundenen politischen Tendenzen richten. Ebenso traurig mutet nämlich die damit verbundene öffentliche Würdigung des höchst fragwürdigen Männlichkeitsbildes dieser Gruppierungen an!

Wenn in den vergangenen Tagen – zaghaft, aber doch - anlässlich des Vatertags wieder einmal viel über die mangelnde Präsenz von Vätern und männlichen Bezugspersonen zu hören war, war sicher nicht dieser Typus Mann gemeint. Und wenn Frau Landesrätin Zoller-Frischauf (was ich sehr unterstütze!) die Problematik der fehlenden Männer in Familie, öffentlicher Erziehung und Schule künftig in der Landespolitik mehr beachten will, hat sie sicher mit diesen „wehrhaften“ Männerbildern keine Freude! Jugendstudien weisen einen Mangel an greifbaren, ernst zu nehmenden männlichen Vorbildern aus und PsychotherapeutInnen berichten von einer enormen Vatersehnsucht, die die männliche wie weibliche Klientel kennzeichnen. Hier bedarf es ernsthafter Anstrengungen um positive familien- und bildungspolitische Lösungen. Dem gegenüber wird von schlagenden Burschenschaften ein Männerideal verherrlicht, das einen enormen Rückschritt hinter diese Bemühungen bedeutet.

Umso unverständlicher ist es, dass Herwig van Staa, immerhin Alt-Landeshaupt-mann und Tiroler Landtagspräsident, jenen Männern seine Aufwartung (per „Grußbotschaft“) macht, die eine höchst fragwürdige, historisch verhängnisvolle „Tapferkeit“ verherrlichen, die sich vornehmlich mit übergroßen Biergläsern an den Lippen und mit Säbeln an der Hüfte fotografieren lassen, die die Schnittwunden im Gesicht als Zeichen ihrer Männlichkeit verstehen, die angeblich keinen Schmerz kennen und die ihre „Heimatliebe“ oft dazu missbrauchen, andere Heimaten und deren Bewohner mit xenophober Abwertung zu versehen.

Als Erziehungswissenschaftler und Männerforscher erachte ich dies als eine unbedachte und verantwortungslose Haltung gegenüber einer um Egalität bemühten Geschlechterpolitik und gegenüber gegenwärtigen und künftigen Generationen Heranwachsender, die dringend förderlicher männlicher Bezugspersonen bedürfen.

Univ.-Prof. Dr. Josef Christian Aigner
Fakultät für Bildungswissenschaften
der Universität Innsbruck

2 Kommentare:

Peter T. hat gesagt…

Da schreibt der Herr Professor einen großartigen, hochintellektuell klingenden Artikel mit teils langen Schachtelsätzen, die enorm beeindrucken und vergisst dann doch das Wichtigste.
Hochverehrter Herr Professor, wie definieren Sie denn die "ernst zu nehmenden männlichen Vorbilder"?
Welche vorbildlichen, förderlichen, männlichen Eigenschaften sollten diese ihrer Meinung nach denn haben?

Andy hat gesagt…

Abgesehen davon, dass der Herr Professor nicht beschreibt, wie sein "Männerideal" aussieht, wirkt dieser Artikel auf dem Blog eines selbst geouteten Homosexuellen witzig bis deplatziert ;-)