Mittwoch, 31. Dezember 2008

Fürs Auto gehts

Seit Jahren heißt es, die Regionalbahn für den Tiroler Zentralraum und damit eine attraktive Lösung des öffentlichen Verkehrs scheitere verzögere sich unter anderem wegen notwendiger Grundablösung und Schwierigkeiten bei der Trassenplanung. Das gilt insbesondere für den Bereich Innsbruck O-Dorf bis Hall. Wie die heutige TT hier berichtet, soll nun die Bundesstraße zwischen Rum und Hall vierspurig ausgebaut werden.

Das ist schon irgendwie erstaunlich. Für die Regionalbahn findet man alle möglichen Gründe, warum es schwierig sei, und für einen vierspurigen Straßenausbau sind Grundablösen, Verlegungen von Radwegen und Brücken plötzlich kein Problem mehr.

Vielleicht würde es helfen, wenn die zuständigen verkehrsplanenden PolitikerInnen auf öffentlichen Verkehr gezwungen werden, dann würde sich auch an deren Sichtweise etwas ändern...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der vierspurige Ausbau der Hallerstraße ist meiner Meinung nach aus folgenden Grünen vorgezogen worden.
1) ÖBB (seinerzeitiger Lobbyist: LR Lindenberger – auch wenn er ein Sachpolitiker gewesen sein mag) als auch VTT (noch immer Lobbiest: LR Steixner) fürchten Verluste durch die projektierte Regionalbahn für ihren Geschäftsbereich. Mit der Busspur auf der Hallerstraße sind ÖBB und VVT zufrieden und können sicher gehen, dass der weitere Regionalbahnausbau (so er überhaupt bis Neurum kommt?)obsolet wird.
2) Die Gemeinden Rum, Thaur und Hall sind vehement gegen den Ausbau weitere Schieneninfrastruktur, da ihre Bürgermeister vornehmlich mit dem eigenen PKW fahren und sie meinen das für die anderen Hascherln ein Busverkehr ausreichend ist. Dasselbe gilt übrigens auch für Völs. In diesem Zusammenhang interessant: Ein Bürgermeister einer hier nicht näher zu nennenden Gemeinde (kein der hier involvierten!) schloss die Verbesserung des ÖPNV-Angebots aus, weil er fürchtete, dass die Hausfrauen dann in die Stadt zum Kaffeetrinken fahren und ihrer häuslichen Pflichten vernachlässigen.
3) Auch Innsbruck ist zerrissen – wie wohl die Grünen selbst wissen – sind sie doch die beinahe einzigen Verbündeten der Bürgermeisterin Zach in der Regionalbahnsache – die Verwaltung ist überwiegend Autofreundlich, wie fehlende Tram- und Bus-Ampelbevorrangungen, Tram raus aus FUZO u.ä. beweisen.
4) Das Land hat solche und solche Abteilungen – auch wenn die gute Absicht nicht in Frage gestellt wird, gibt es gutmütigere und knallharte Abteilungsvorstände. Im Augenblick ist die Verkehrsplanung des Landes zu gutmütig, unterbesetzt und blockiert mit diversen Fahrverboten sowie Brennerbasistunnel, während sich Straßenbauabteilungen mit den „wirklichen“ Problemen befassen (was dann natürlich ohne Planung in der Gesamtschau geschieht)
5) Auch wenn es umgekehrt sein müsste: Die Regionalbahntrasse braucht nur den Platz einer Fahrspur (zumindest vorerst, wenn sie eingleisig ist) und kostet für den betr. Abschnitt Neurum-Thaur kaum 1/3 dessen, was der Hallerstraßenausbau verschlingt.
6) Der Autoverkehr wächst jährlich um 2-3%. Das ist Dogma. Es passiert, ob wie wollen oder nicht. So sagen es zumindest die Verkehrsplaner – allerdings mit resignierendem Ton.

Fazit:
Der vierspurige Ausbau der Hallersstraße ist ein kleiner aber nicht zu unterschätzender Beitrag bei unserer Fahrt gegen die Wand.
ÖBB und VVT verstricken sich in betriebswirtschaftlichen Überlegungen, während sie nicht registrieren, dass ebenso, wie das Säen von Straßen zu mehr Autoverkehr, das Säen von neuen Nahverkehrsachsen zu mehr Personenverkehr ohne Auto führt.
Rum und andere sind möglicherweise momentan nur vorsichtig – vielleicht sind die Bürgermeister ja gar nicht so – nur wissen diese nicht, wie ihre Bevölkerung wirklich denkt- das kann man auch für Innsbruck und seinen Verwaltungsapparat sagen.
Die Verkehrsplanung im Land muss endlich Verkehrsplanung machen. Die beste Verkehrsplanung wäre, für Straßenbau keine öffentlichen Mittel mehr freizugeben.
Zur Kostenfrage – man sieht – die Regionalbahn ist zumindest bei der Errichtung billiger – nicht jedoch, wenn man stets ÖPNV-Investitionen nur zulässt, wenn zuvor Vielfaches für das Autospielzeug ausgegeben wurde. Das Auto dürfte das "Roller-Ball" unserer Zeit sein.
Und wird er jetzt weiterwachsen – unser Autoverkehr. Möglicherweise.
Als Bürger tut man aber gut daran, sich darauf vorzubereiten, dass bei der gegenwärtig dilettantischen Planung von unseren vorläufigen Errungenschaften nicht viel übrig bleiben wird. Auch wenn der Ölpreis noch fällt – das ist nur eine Erinnerung vor es richtig losgeht – vielleicht eine Art „pax in bellum“ Situation. Autos werden dann zwar genügend da sein – jedoch kein Treibstoff. Und die viel beschworenen Lösungen der Industrie werden daran scheitern, dass die individuelle hochenergieaufwendige Mobilität an sich ebenso nicht mehr finanzierbar ist, wie die Flächenpräsenz des Straßennetzes. Die Zukunft der Mobilität könnte daher so aussehen, dass man nur mehr die Wahl hat, zwischen Bahnfahren (dort wo sie mit heimischer elektrischer Energie fährt) und Zufußgehen. Am Inntalboden nicht so tragisch – hat man immerhin noch ÖBB und IVB. Steixners Regiobussen, wird der Saft leider auch ausgehen.