Nein, eh nicht. Aber halt auch nicht besser als die anderen. Im Jahr 2005 gab es Aufregung in Tirol, weil jemand behauptete, es gebe 30.000 Analphabeten im Land. Der damalige Landesschulratspräsident und spätere Bildungslandesrat Sebastian Mitterer (ÖVP) erklärte in einer Reaktion darauf, Tiroler seien doch keine Trottel.
Damals war die Aufregung darüber groß, ob man zu Analphabeten Trottel sagen darf. Darf man natürlich nicht, sind sie ja auch nicht. Aber die kollektive Reaktion auf die Analphabetenzahl war Ablehnung der Information selbst.
So ähnlich ging es Tirol lange mit der PISA-Studie. Ja, die Österreich-Ergebnisse mögen schon schlecht sein, aber Tiroler sind schließlich keine Trottel. Das dachten sich so manche verantwortliche PolitikerInnen, auch wenn sie es nicht sagten. Und deshalb hielten sie es für einen klugen Schachzug, eine eigene Tiroler Auswertung der PISA-Daten in Auftrag zu geben. Implizite Behauptung: Die Ausländer in Wien sind an den österreichischen Ergebnissen schuld.
Inzwischen liegt das Ergebnis schwarz auf weiß vor: Nein, wir Tiroler sind keine Trotteln. Aber wir liegen genau im österreichischen PISA-Schnitt, und zwar sowohl beim Lesen wie auch in der Mathematik und in den Naturwissenschaften. Auch die Zahl der Risiko-SchülerInnen liegt im Durchschnitt.
Nein, wir sind keine Trotteln, aber wir haben eben auch kein besseres Bildungssystem als der Rest des Landes. Die Mär, an den Landhauptschulen sei alles viel besser als sonstwo stimmt also offenbar doch nicht. Das Problem der Tiroler Hauptschulen ist genauso groß wie jenes der Hauptschulen der anderen Bundesländer. Und die Probleme der Gymnasien sind auch nicht kleiner.
Die zuständige Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) will jetzt übrigens mit einem Lesequiz auf die schlechten Tiroler PISA-Ergebnisse reagieren. Hmm. Ja. Eh. Und sonst? Tirol ist das schlechteste Bundesland Österreichs bei der schulischen Nachmittagsbetreuung zum Beispiel. Wie wäre es, wenn wir da ansetzen?
Die wichtigsten Tiroler PISA-Ergebnisse hier zum Download.
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