Montag, 23. Februar 2015

Für andere Wirtschaftskämmerer

Du bist mit der Performance unserer Wirtschaftskammer nicht zufrieden? Du ärgerst dich beispielsweise darüber wie viel Geld die dort handelnden Protagonisten in die Hand genommen haben um das wirtschaftlich unsinnige Projekt der Zerstörung der Kalkkögel mit einer Seilbahn zu rechtfertigen? Oder du ärgerst dich überhaupt darüber, wie viel Geld in dieser Struktur versandet?

Interessensvertretung ist wichtig, das ist keine Frage. Von mir aus kann das auch in der Form einer Kammer mit Zwangsmitgliedschaft sein. Wenn es eine Zwangsmitgliedschaft wie bei der Wirtschaftskammer gibt, dann ist es allerdings auch Aufgabe der Kammer, alle ihre Mitglieder und deren Interessen zu vertreten.

In den eindreiviertel Jahren grüner Regierungsbeteiligung in Tirol hatte ich bisher intensiven Kontakt mit der Wirtschaftskammer. Die Themengebiete sind aber recht spezifisch. Als direkt Beteiligter bekommt man doch den Eindruck dass die Wirtschaftskammer ausschließlich Lobbying für Frächter und Spediteure und Seilbahnbetreiber und natürlich Marketing für den in die Dienstjahre gekommenen Präsidenten selbst betreibt.

Die Wirtschaftstreibenden hingegen die ich treffe sind da durchaus anders. Sie haben vielfältigere Interessen, auch vielfältigere Ansichten. Da treffe ich Wirtschaftstreibende die sich Gedanken um die Umwelt machen, um die Zukunft ihrer Kinder, um ein Bildungssystem, um leistungsfähigen öffentlichen Verkehr, um einen breit aufgestellten Tourismus, um die Integration von MigrantInnen in ihre Betriebe, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, um ArbeitnehmerInnenschutz, um ein kreatives Wirtschaftsumfeld, ein attraktives Kulturleben und eine pulsierende Gesellschaft.

Und dann schaut man sich die Wirtschaftskammer in Tirol an. Attraktiv, pulsierend, kreativ, nachhaltig - sind das die Schlagworte die einem hier in den Kopf kommen?

Die Wirtschaftskammer braucht eine Reform an Haut und Haaren. Sie braucht eine Strukturreform mitsamt Bürokratie- und Speckabbau. Und schlussendlich braucht der Fisch auch einen neuen Kopf. Hier gibt's eine Reihe von Vorschlägen für Köpfe für die Tiroler Wirtschaftskammer: Noch bis 26.2. kann gewählt werden. Lass dein Wahlrecht nicht verfallen!

Dienstag, 17. Februar 2015

Ausländische Gesetzesbrecher

Was müssen ausländische Gesetzesbrecher tun, damit die FPÖ auf ihrer Seite ist? Jawohl, Rasen auf der Autobahn reicht dafür.

82% aller Verkehrsstrafen an AusländerInnen konnten in Tirol im vergangenen Jahr eingetrieben werden. Aber eben nicht 100%. Bei den fehlenden Prozentanteilen waren auch FahrerInnen aus Großbritannien und Irland dabei, nämlich 2.700.

In der vergangenen Woche hat das EU-Parlament nun eine Richtlinie für die bessere Verfolgung von Verkehrsrowdies in Europa gestimmt und ermöglicht damit auch die Verfolgung nach Großbritannien und Irland. Und wer war im EU-Parlament gegen diese sinnvolle Bestimmung für mehr Verkehrssicherheit? Die FPÖ. Beim Gasfuß hört eben die Ausländerfeindlichkeit bei der FPÖ auf.

Montag, 16. Februar 2015

Off-Topic: Bachfallen-Fall / Winnebach 6SL WI3

Normalerweise geht es auf diesem Blog um Politik. Heute geht's aber einmal nur ums Berggehen. Und zwar deshalb, weil ich vergangene Woche recht lange im Internet recherchiert habe und die einschlägigen Eiskletter-Führer studiert habe aber trotzdem nicht fündig geworden bin. Damit es anderen anders geht hier eine kleine Beschreibung einer schönen Eistour im Umfeld einer äußerst empfehlenswerten weil sympathisch bewirtschafteten Hütte:

Bachfallen-Eisfall bei der Winnebachseehütte, 6SL WI3


Der äußerst wenig begangene Eisfall befindet sich auf 2.250 Metern Seehöhe in der Bachfalle unterhalb der Winnebachseehütte. Start in Gries im Sulztal, wohin man von Längenfeld im Ötztal gelangt, Zustieg ca. 1,5 Stunden oder vorher Übernachtung auf der Winnebachseehütte, dann Abfahrt zum Einstieg mit Ski und kurzer Gegenaufstieg zum Einstieg. Im unmittelbaren Bereich des Eisfalls besteht wenig Lawinengefahr, entscheidend sind die Schneeverhältnisse im Ausstieg.

Einstieg

Mittelteil

Blick auf die rechte Ausstiegsvariante / oberer Stock

Mittelteil

oberer Stock

im flacheren Teil des Ausstiegs, Blick auf die Winnebachseehütte
Für den Zustieg empfehlen sich Ski oder Schneeschuhe, die man am besten auch durch den Fall mitträgt, um über die Ernst-Riml-Spitze zur Winnebachseehütte zurückzukehren. Der untere Stock bewegt sich im Schwierigkeitsgrad WI2, im oberen Stock WI3. Der Fall ist nicht übermäßig schwierig, zwischendurch jedoch Schneepassagen und alpines Umfeld. Vormittags liegt der Fall im Schatten, die Sonne kommt erst am Nachmittag an die Wand. Der Fall ist aufgrund der hohen Lage häufig schon früh in der Saison kletterbar und wird den ganzen Winter durch nicht ganz trocken. 60 Meter Seil empfehlenswert. Und Einkehr auf der Hütte sowieso. Dort gibt's auch aktuelle Auskünfte über Eis- und Schneeverhältnisse und Skitourenmöglichkeiten für mehrere Tage.

(Begehung 14.2.2015 G. Mair, R. Ömer)

Damit es doch noch ein bisschen politischen Hintergrund auch gibt: Die TIWAG will den Winnebach für ihr Ausbauprojekt Sellrain-Silz ableiten, jedoch erst in der Kluppe unterhalb der Bachfalle, oberhalb des bisher bestehenden Kraftwerkes am  Winnebach. Das Naturjuwel Bachfallen-Fall bleibt also zum Glück jedenfalls erhalten.

Donnerstag, 12. Februar 2015

Die Jobs der Umwelttechnik

Arthur Thöni hat vor Kurzem auf einstimmigen Landtagsbeschluss den Ehrenring des Landes erhalten. Dabei ist uns aufgefallen, dass der Grüne Landtagsklub eigentlich noch nie in Telfs in den Thöni-Fabriken zu Besuch war. Das haben wir gestern nachgeholt.

Ingrid Felipe, Arthur Thöni

"Was machen die eigentlich?" hat mich jemand kurz vor dem Besuch gefragt. "Alu und so" habe ich geantwortet, "viel Autozulieferindustrie." Ungefähr so war auch mein Wissensstand. Wir durften dann auf einer mehrstündigen Führung durch Thöni Akademie und Firmengelände lernen, dass das Geschäftsfeld doch etwas breiter ist: Dass der Bau von Biogasanlagen in großem Stil beispielsweise dazugehört. Irgendwie auch eine Folge der Grünen in Tirol erklärte Arthur Thöni - die Entscheidung für das Investment in Biogasanlagen sei gefallen nachdem sein Kampf für thermische Verwertung von Müll in Tirol (vulgo Müllverbrennungsanlage) auch am Widerstand der Grünen gescheitert war.

Aber auch rund ums Thema Aluminium-Recycling konnten wir einiges lernen. Ein "Missbrauch dieses edlen Metalls" seien Aluminiumdosen hörten wir etwa. Und auch, dass das Recycling von Aluminium nur 4-5% des Energiebedarfs der Elektrolyse von Aluminium aufweist. Wir lernten etwas über geschlossene Kreisläufe bei der Eloxierung, über Gewicht in der Entwicklung neuer Werkstoffe für die Autoindustrie, über Photovoltaikanlagen und noch vieles mehr, auch über mangelnde Flexibilität auf der Schiene im Vergleich zum LKW. Und wir hörten auch, dass kritische Reflexion des eigenen Tuns und der eigenen Produktion hinter so mancher Fassade steckt. Auch was auf den ersten Blick nicht so aussieht können Jobs der Umwelttechnik sein und nachhaltige Wertschöpfung hervorbringen. Ein Blick ins technische Gymnasium mit seiner tollen Infrastruktur und ein kurzes Zusammentreffen mit Lehrlingen rundeten den Besuch ab - also falls mich mal wieder jemand fragt was die so machen: Ich kann jetzt eine ausführlichere Erklärung geben.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Halali aufs Jagdgesetz

Heute denke ich schon den ganzen Vormittag über Wortspiele zum Jagdgesetz nach. "Gut Schuss" ist aber glaube ich von den Sportschützen. "Feuer frei" eher vom Bundesheer. "Waidmanns Heil" irgendwie platt. Man entschuldige also den wenig phantasievollen Titel.

Phantasievoller ist schon der Entwurf zum Jagdgesetz selbst, das nun in Begutachtung geht. Interessierte können unseren Entwurfstext für eine Jagd, die besser mit den Interessen des Waldes vereinbar ist nun im Original lesen. Ich freue mich über zahlreiche Rückmeldungen und Anregungen!

Montag, 9. Februar 2015

Noch was draufgelegt

Auch gut bezahlte Manager sind ArbeitnehmerInnen. Immer wieder wenn davon die Rede ist wie hoch die Abfertigungen für Manager sind oder wie hoch die Beträge sind wenn sie ausbezahlt werden weil man sich vorzeitig von ihnen trennen will, dann denke ich mir: Ich kann das Gefühl der Ungerechtigkeit nachvollziehen, aber die Summen sind juristisch doch rechtens. Meine Neid- und Aufregungsschwelle liegt da ziemlich hoch.

Wo die Aufregung bei mir aber anfängt: Wenn jemand nicht nur gefühlt viel zu viel Geld bekommt sondern auch rechtlich gesehen. Zum Beispiel Roland Staudinger, ehemaliger Departementsleiter an der Privatuniversität des Landes UMIT. 2010, noch unter der schwarz-roten Landesregierung trennte man sich von ihm - aus nachvollziehbaren Gründen wie ich finde. Wie alle UMIT-MitarbeiterInnen hatte er ein Jahr Kündigungsfrist. Das bedeutet: Wenn man nicht wollte dass er noch weiter für die UMIT arbeitet, dann muss man ihn ein Jahr lang fürs Spazierengehen bezahlen. So weit, so rechtlich in Ordnung. Problematisch wird der konkrete Fall aber wenn man sich anschaut, was darüber hinaus passiert ist. Um 100.000 Euro "überzahlt" befindet der Landesrechnungshof den Abgang von Roland Staudinger im Jahr 2010 an der UMIT. Und das ist dann nicht in Ordnung. Wenn das so ist, dann hat er nämlich nicht nur bekommen was ihm zusteht, sondern man hat noch etwas draufgelegt.

Die Kultur des "Drauflegens" für Menschen mit besseren Connections als andere, die müssen wir beenden.

Politik muss den täglichen Versuch unternehmen, Menschen gerecht und Gleiches gleich zu behandeln, sonst ist die Glaubwürdigkeit zu Recht dahin. Ich war damals bei dieser Entscheidung nicht dabei und ich kenne sicher nicht alle Hintergründe. Etwas "draufzulegen" und noch dazu in dieser Höhe, das löst aber bei vielen Menschen Unmut aus, auch bei mir.

Langfristig relevanter an der UMIT ist aber eine andere Frage: Als Privatuniversität muss sie einen Markt finden. Eine Nachfrage, die sie bedient. 12 Privatuniversitäten gibt es derzeit in Österreich und alle müssen eine Nachfrage finden, die sie bedienen können. Wenn sie diesen Markt nicht finden, dann sind sie langfristig politische Liebhaberei: Nun, man kann eine Privatuniversität auch führen weil man Werte oder Wissen das dort erarbeitet oder vermittelt wird wichtig findet. Aber das ist dann ein ganz anderer Zugang und den sollte man dann auch anders benennen - dann würden sich an der UMIT vielleicht auch andere Studien finden.

In den Anfangszeiten der Landeseinrichtung UMIT wurden MitarbeiterInnen der Landesreinrichtung TILAK mit mehr oder minder sanftem Druck davon überzeugt, dass sie dort studieren sollen. Dafür gab es auch entsprechende Nachlässe bei den Studiengebühren. Ich frage mich, ob dieses Modell geistig überwunden wurde oder es man weiter satte Rabatte geben muss, um eine Nachfrage überhaupt erst zu stimulieren. Dann nämlich hat die neue Rektorin eine noch größere Aufgabe als vermutet: Dann geht es um nichts weniger als um eine strategische Neuaufstellung der UMIT.

Mittwoch, 4. Februar 2015

Unsere Landesbank und erfreulichere Themen

Heute und morgen findet eine Sitzung des Tiroler Landtages statt. Der heutige Vormittag ab 10 Uhr wird sicher von der Diskussion um den Hypo-Rechnungshofbericht dominiert werden. Morgen soll es dann schwerpunktmäßig auch um Gewaltprävention gehen. Ich bin schon gespannt und habe das eine oder andere (inhaltliche) Schmankerl für die Sitzung mit. Zum Mitschauen gibts hier den Livestream, ich freue mich über Kommentare.

 

Wenn der Live-Stream oben nicht geht gibt es hier und hier noch zwei weitere Möglichkeiten.