Montag, 4. November 2013

Die Autohasser

Das sind wir Grüne. Zumindest derzeit auf den LeserInnenbriefseiten der Tiroler Gazetten. Und das kommt so: Weil immer mehr Autos in die Innsbrucker Innenstadt drängen, soll der Kurzparkzonentarif um einige Cent angehoben werden. Damit die AnrainerInnen in den umliegenden Stadtteilen nicht unter den ausweichenden Autos leiden, werden die Parkzonen außerhalb ausgedehnt. Für die InnsbruckerInnen gibt es weiterhin günstige Dauerparkkarten, und begleitend zur Erhöhung der seit vielen Jahren nicht mehr angepassten Tarife wird es ein Begleitprogramm von billigeren Öffi-Tickets bis Radwegausbau geben. Und deshalb sind wir Grüne die Autohasser. Oder so ähnlich.

Wenige Themen lassen die Emotion in der Bevölkerung so hochkochen wie das eigene Auto. Dabei geht es nicht einmal um die Motorisierung an sich. Seit drei Tagen etwa gilt ein verschärftes Nachtfahrverbot für bestimmte LKW-Schadstoffklassen auf der Autobahn. Auch von Grünen durchgesetzt übrigens, in dem Fall nicht von den Innsbrucker sondern von den Tiroler Grünen. Aufschrei? Keiner, von einem ÖVP-Nationalrat außer Dienst einmal abgesehen.

Der Aufschrei kommt dann, wenn es um die eigene Tonne Blech geht. Wo die BürgerInnenbeteiligung hier geblieben sei, moniert die ÖVP, die in der Parkraumbewirtschaftung nichts weiter gebracht hat, als sie in der Stadt noch dafür zuständig war. "Park dich arm" titelt heute ein Innsbrucker Gratis-Magazin, wegen der Erhöhung um 20 Cent.

Irgendwie hat sich die Vorstellung eingebürgert, dass mit dem Erwerb einer Tonne Blech auch gleichzeitig das Recht erworben wurde, eben dieses Blech gratis im öffentlichen Raum jederzeit und überall stehen lassen zu können. Das ist in einer Stadt mit ihrem beschränkten Raum aber schwierig. Dort, wo sogar Gastgärten dafür bezahlen müssen, dass sie sich im öffentlichen Raum ausbreiten dürfen sollen ausgerechnet motorisierte Stinker gratis herumstehen dürfen?

Gleichzeitig mit dem Kampf für mehr Autos in der Stadt wird an anderer Stelle in Innsbruck übrigens auch noch ein Kampf gegen bessere Öffis geführt. Die Regionalbahn trifft in ihrer konkreten Planung auf Widerstand, weil Menschen befürchten, dass ihre Wohnungen weniger wert werden, wenn sich davor eine Straßenbahnhaltestelle befindet. Bisher war zwar immer das Gegenteil der Fall, aber offenkundig handelt es sich hier um tief sitzende Ängste.

Keine leichten Zeiten jedenfalls für eine Politik, die die Verkehrswende schaffen will. Trotzdem halte ich es für richtig, öffentlichen Verkehr auszubauen und zu verbilligen und den Autoverkehr unattraktiver zu machen. Heute schütteln alle den Kopf, wie unklug es vor Jahrzehnten war, Straßenbahnlinien wie die Haller einzustellen. Wenn wir heute nicht engagiert an den Ausbau der Öffis und die Einschränkung des Autoverkehrs gehen, dann wird man in dreißig Jahren den Kopf über uns schütteln. Und das wollen wir hoffentlich nicht.

19 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

stimme ich dir jetz eigentlich in allem zu, ausser in der Behauptung, die Anwohnerparkkarte sei "günstig".

Klar kann man das irgendwie verargumentieren, aber EUR 220 (grob) ist nicht ganz wenig. Ich hätts früher auch nicht arg gefunden, aber seitdem ich in einer vergleichbar großen anderen Stadt wohne, die ein ähnliches Fahrzeuge-Abstell-Problem hat, wo aber die Anwohnerparkkarte eine reine Verwaltungsgebühr von EUR 30,- kostet ... meh.

Anonym hat gesagt…

Naja, mit dem Einkommen einer Vizebürgermeisterin, einer Landesrätin oder eines Klubobmannes alles locker finanzierbar, denn alle drei Berufe werden mit über 10.000 Euro Brutto bezahlt. Die kleine Pensionistin, die das Auto zum Einkaufen braucht, bisher keine Anrainerparkkarte benötigte, für die ist es viel. Gerade ihr Grünen wollt für die "KLEINE/N" eintreten. Mit dieser Reform wohl eher nicht! Es ist ein ZWANGSUMSTIEG auf das öffentliche Verkehrsmittel, was ihr da macht. Und viele sind eben auf das Auto angewiesen! Aber egal, mit Chaffeur oder ähnlichem ist das natürlich kein Problem! Macht nur weiter, auch euer Höhenflug wird ein Ende haben, spätestens bei der nächsten Wahl!

Anonym hat gesagt…

Ok. Dieses Thema ist ausnahmsweise einmal wirklich relevant. Aber: ich kann nicht die Parkgebühren anheben, bevor der öffentliche Verkehr wirklich billiger wird. Derzeit kostet eine Fahrt mit der Straßenbahn in unserer Provinzstadt schon € 2,00! Und das obwohl die Grünen in der Stadtregierung sitzen. Dass die Autofahrer dann wirklich böse werden, ist verständlich. Aber gerade das zeigt doch ganz eindrucksvoll wieder einmal: Die Grünen haben weder ein wirtschaftliches noch ein soziales Verständnis. Sie fahren der Bevölkerung in die Tasche, ohne einen Ausgleich zu schaffen. Es kommt nicht aus heiterem Himmel, dass die SPÖ in Wien inzwischen bereits halblaut nachdenkt, nach den nächsten Wahlen die Koalition mit den Grünen nicht mehr weiterzuführen. Die Mehrheit der WienerInnen stellt nämlich schon jetzt die Haare auf, wenn sie an die Perspektive denkt, die Grünen eine weitere Periode in der Stadtregierung ertragen zu müssen. Und man kann jetzt kaum sagen, dass Wien ein Hort der Konservativen und Rechten wäre. Und dort wo V oder F in Wien stark sind, leben entweder die Reichen oder diejenigen, die sich marginalisiert fühlen. Dennoch: Wien ist mehrheitlich links. Und selbst diese großstädtische weniger kleinbürgerliche Mehrheit erträgt die Grünen, die beim Sozialen übrigens wesentlich besser sind als die West-Grünen, fast nicht mehr.

Anonym hat gesagt…

ich sehe die änderungen bei den parkkosten als strategischen schritt einer gestaltenden politik - es geht darum, die last des autoverkehrs und des damit einhergehenden energieverbrauchs zu reduzieren.
in tirol ist das eigene auto noch immer ein zeichen für ein erfolgreiches leben, für prosperität. in anbetracht der stetig steigenden treibstoffpreise ist es luxus. der eigentliche zweck, nämlich die mobilität, ist meiner meinung nach auch durch andere fortbewegungsmittel gewährleistet.
deshalb ist es für mich gerechtfertigt, über diesen verwaltungsstechnischen weg die nutzungshäufigkeit des pkw zu bremsen und in weiterer folge der bevölkerung die finanziellen und gesundheitlichen vorteile von bus, bahn, rad und den eigenen füssen "beizubringen".

Anonym hat gesagt…

Die grüne Ge- und Verbotspartei möchte wieder mal jedem einzelnen vorschreiben, wie sein Privatleben auszusehen hat in der Annahme, Wissen und Tugend mit Löffeln gefressen zu haben. Da merkt man wieder einmal die linksextremen Wurzeln dieser Ökokommunisten. Lenin, Stalin und Mao haben sich nicht anders verhalten.

Mairs Zynismus jenen gegenüber, die tatsächlich einen Wertverlust ihrer Wohnung zu erwarten haben weil künftig ab 6:00 Uhr morgens die Straßenbahn im 8-Minuten-Takt vorbeidonnert, ist wieder einmal typisch. Reden Sie z. B. mit den Bewohnern des Leipzigerplatzes, die seit drei Jahren auf einer Baustelle leben müssen, weil das wahnwitzige Projekt einer Regionalbahn, die niemand braucht, auf Biegen und Brechen durchgezogen werden muss!

Kommen Sie heraus aus Ihrem Elfenbeinturm und reden Sie mit den Leuten, anstatt Ihnen vorzuschreiben, was sie zu tun und was sie zu lassen haben!

Anonym hat gesagt…

dieser kommentar "Die grüne Ge- und Verbotspartei..." berücksichtigt halt wieder nur eine seite der medaille:
wenn hier von wertminderung durch strassenbahnlärm alle 8 min. geschrieben wird, wird zugleich komplett ausgeblendet, dass autos in diesen 8 min. nahezu ohne unterlass vorbeibrummen - und dazu noch abgase hinterlassen. ich weiss nicht, was das mit lenin, stalin, mao, marx, engels, etc. zu tun haben soll.

ich finde das regionalbahnprojekt vorausdenkend und glaube, dass sie zunehmend von immer mehr anwohnerInnen gebraucht wird, denn sie ist (nach abschluss der bauarbeiten) für ihre nutzerInnen günstiger und für die anrainerinnen leiser und sauberer.

Anonym hat gesagt…

Die Regionalbahn ist für Nutzer günstiger als was? Haben Sie eine Ahnung, was der Ausbau der Regionalbahn kostet? Ist Ihnen bewusst, dass wieder einmal der Steuerzahler, unabhängig davon, ob er jemals mit dieser Bahn fahren wird oder nicht, zur Kasse gebeten wird?

Dass Sie den Zusammenhang zwischen der Ideologie eines Lenin oder Stalin und jener der GrünInnen nicht erkennen können, ist Ihr Problem. Bildung hilft!

Anonym hat gesagt…

Mair hat vergessen, "Autohasser" richtig zu gendern. Es müsste "AutohasserIn" heißen, wenn ich mich nicht irre. ;-)

Anonym hat gesagt…

Die Regionalbahn wird schon gebraucht, wenn es eine richtige Stadtbahn oder Metro wäre. Dafür zu sorgen wäre Aufgabe des Gebi Mair und Kolleginnen. Daß das Land nicht mehr beleidigt reagiert auf die Ibker BM Oppitz. Daß die Region mitzieht.
Gebi schmückt sich hier wieder mit fremden Federn der mM. konsequenteren Ibker Stadtgrünen.

Ich verstehe nicht: jeder Tiroler auf Wien- Besuch kann sich für die U- Bahn dort begeistern. Etwas Vergleichbares bei uns? Will sich das gemeine Tirolerlein nicht so recht vorstellen (können).
Auch ein Auftrag an Gebi und Kolleginnen: die Vorteile besser darstellen. Zugegeben: was bislang an Schienen verbaut wurde, ist leider Kompromiß genannter Pfusch. So funktioniert das natürlich nicht mit dem Überzeugen. Wie auch in eigener Sache die Verkehrsbetriebe zurückhaltend oder lieber politikerkompatibel sein wollen. Da solltest Du mal nachhaken, bei IVB, VVT.
Der Blogeintrag ist ja ein netter Aufsatz geworden. Von einem Klubobfrau würde ich mir mehr argumentative Treffsicherheit und konkrete Handlungsabsicht erwarten.

Anonym hat gesagt…

die bildungshilfe schicke ich als bumerang zurück - wer die grünen in einen topf mit stalin wirft, braucht es gleichermassen.

noch eine frage ins www: ist der bau von autostrassen günstig? sind die jahreskosten für einen individuall-pkw im vergleich zu einer öffi-jahreskarte günstiger? welche gesundheitlichen folgekosten verursachen die abgas-folgekrankheiten von pkws gegenüber der tram? hmmm...

Anonym hat gesagt…

Die Tiroler Grünen sollte man nicht in einen Topf werfen, sondern in die Tonne kloppen.

Anonym hat gesagt…

Gebi, alles schön und gut. Als Rennradler freue ich mich immer wieder, wenn Autofahrer aus einer Stadt verdrängt werden. Aber es fehlt am Gesamtkonzept.

Zumindest hätten die Preise für öffentliche Verkehrsmittel parallel dazu gesenkt werden müssen; insb ÖBB. Stattdessen erhöht die ÖBB wie jedes Jahr die Tarife im Dezember. Die Pendler profitieren davon einmal überhaupt nicht; schließlich ist und war das Auto immer noch eine Alternative zum öffentlichen Verkehr.

Bsp. Tageskarte Parken am Bahnhof Wörgl 2 Euro. Ticket (nur mit Vorteilscard unter 26) Wörgl-Innsbruck retour 12 Euro. Stadtbus IBK hin und retour 4 Euro: macht in Summe 18 Euro. Da zahlt es sich schon aus, wenn man mit dem Auto nach Innsbruck fährt und die bisherige Parkgebühr bezahlt, wenn man für nur 3 Stunden nach IBK muss. Das nicht nur in der Gruppe, sondern auch allein. Eine Ausweitung der Parkzonen von mir aus - aber eine Erhöhung der Parkgebühren halte ich für unangemessen.

Wie gesagt, es fehlt am Gesamtkonzept; aber trotzdem ein netter Versuch eure Leistung unter Beweis zu stellen.

Anonym hat gesagt…

Gebi, alles schön und gut. Als Rennradler freue ich mich immer wieder, wenn Autofahrer aus einer Stadt verdrängt werden. Aber es fehlt am Gesamtkonzept.

Zumindest hätten die Preise für öffentliche Verkehrsmittel parallel dazu gesenkt werden müssen; insb ÖBB. Stattdessen erhöht die ÖBB wie jedes Jahr die Tarife im Dezember. Die Pendler profitieren davon einmal überhaupt nicht; schließlich ist und war das Auto immer noch eine Alternative zum öffentlichen Verkehr.

Bsp. Tageskarte Parken am Bahnhof Wörgl 2 Euro. Ticket (nur mit Vorteilscard unter 26) Wörgl-Innsbruck retour 12 Euro. Stadtbus IBK hin und retour 4 Euro: macht in Summe 18 Euro. Da zahlt es sich schon aus, wenn man mit dem Auto nach Innsbruck fährt und die bisherige Parkgebühr bezahlt, wenn man für nur 3 Stunden nach IBK muss. Das nicht nur in der Gruppe, sondern auch allein. Eine Ausweitung der Parkzonen von mir aus - aber eine Erhöhung der Parkgebühren halte ich für unangemessen.

Wie gesagt, es fehlt am Gesamtkonzept; aber trotzdem ein netter Versuch eure Leistung unter Beweis zu stellen.

Anonym hat gesagt…

@Rennradler, mit den oeBB haust Du die Falsche. Die Tarifhoheit über Bahnverkehre innerhalb Tirols liegt ausschließlich beim Land (einzige Ausnahme ist die Vorteilscard- classic ), also hätten es die Grünen Tirols sogar in der Hand, direkt gegenzusteuern...

Anonym hat gesagt…

... ja wenn man das nur wolle.

Anonym hat gesagt…

Es ist leider so, dass die Grünen kein Konzept haben. Deshalb immer diese absurden halben Sachen. Und selbst wenn sie ein Konzept hätten: Es gibt keine Mehrheit, mit der sie es an den Mann bringen könnten. Mit nicht einmal 15% kann man in einer Demokratie nicht über die restlichen 85% regieren. Zum Glück.

Anonym hat gesagt…

Öffis werden sehr wichig werden denn wenn jemand nicht mehr selber fahren darf oder kann braucht es Taxis und niedrige Einstiegsmöglichkeiten bei Öffis. Jede andere technische Träumerei sollte man sich sogleich abschminken. Elektroauto werden kein Renner was wetten. Besser geich die übernächste realistische Technik als 10 mal alles umplanen.

Anonym hat gesagt…

die bösen, bösen medien! alle so gemein!

voyance en ligne gratuite hat gesagt…

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