Dienstag, 27. September 2016

Nachdenkpause

Wir leben in einer hastigen Zeit. Schneller und immer schneller dreht sich unsere Gesellschaft. Ich bin selbst einer, der für diese Beschleunigung so manches Mal mitverantwortlich ist und ich mag es auch, wenn Dinge schnell gehen.

Umso wichtiger ist es manchmal, innezuhalten und sich zu fragen, ob man eigentlich noch am richtigen Weg ist. Ich suche mir persönlich solche Momente des Innehaltens am Berg. Aber auch eine Gesellschaft braucht manchmal Momente, wo man verschnauft und überprüft, ob der Kurs noch stimmt. So etwas kann man Nachdenkpause nennen.

Eine Nachdenkpause dient dazu, bisherige Entscheidungen zu überprüfen und die zukünftigen abzuwägen. Dabei ist es eine der noblen Aufgaben der Politik, Entscheidungsprozessen jene Zeit zuzumessen, die jeweils angemessen ist.

Wendelin Weingartner wusste das. Der  ehemalige Landeshauptmann hat sich vor einem Vierteljahrhundert für eine Nachdenkpause in Sachen Skigebietsentwicklung ausgesprochen. Das Ergebnis war das Tiroler Seilbahn- und Skigebietsprogramm, mit dem die Entwicklung geordnet werden sollte.

Günther Platter wusste das. Der Landeshauptmann hat sich für eine Nachdenkpause in Sachen Windkraft ausgesprochen, weil er die technische Erschließung der Berge für Windräder skeptisch sieht. Das Ergebnis liegt noch nicht vor sondern ist eine fortdauernde Diskussion über die Entwicklung eines Kriterienkatalogs Windkraft für Tirol.

Der Alpenverein wusste das. Deshalb hat er schon vor vielen Jahren die Erschließung der Alpen für beendet erklärt und seither keine neuen Schutzhütten mehr errichtet sondern sich auf den Erhalt und die Verbesserung bestehender Hütten konzentriert. Kürzlich hat der Alpenverein sogar eine bestehende Hütte in den hohen Tauern wieder rückgebaut.

Und die CIPRA weiß das. Deshalb hat sie sich für eine Nachdenkpause in Sachen touristischen Erschließung in Tirol ausgesprochen und zu einer breiten Diskussion aufgerufen. Ich halte das für einen wichtigen Aufruf: Nachdenken darüber, ob der Kurs noch stimmt. Immer mehr und immer neue Erschließungen. Immer spektakulärere Projekte werden geplant. Manche sehr erfolgreich, andere weniger erfolgreich. Und zeitgleich erreichen uns Bilder aus China über dortige Infrastrukturprojekte. Dagegen nimmt sich alles, was hierzulande angegangen wird wie ein Mickey-Mouse-Projekt aus. 

Auch andere Regionen in den Alpen schlafen nicht: Manche rüsten ihre technische Infrastruktur auf. Andere entscheiden sich für Warteschleifen - zuletzt etwa St. Moritz, das in einer Volksabstimmung den Bau einer Skisprungschanze abgelehnt hat. Und andere Regionen entscheiden sich dafür, nicht die technische Infrastruktur aufzurüsten sondern auf die Überzeugungskraft der Natur zu setzen.

Manche Strategien sind erfolgreich, manche nicht. Nicht alle erfüllen alle notwendigen Aspekte der Nachhaltigkeit. Aber den meisten erfolgreichen Strategien ist eines gemeinsam: Der Nachdenkprozess darf ruhig die nötige Zeit dauern. Und wenn eine Entscheidung gefällt ist, dann darf sie umso intensiver verfolgt werden.

Wenn bei uns Entscheidungen gefällt werden hingegen, dann werden sie üblicherweise nicht akzeptiert. Ich erinnere nur an die Kalkkögel-Erschließung: Es ist in Ordnung von den Liftbetreibern, eine Erschließung zu versuchen. Die Entscheidung ging dagegen aus - und trotzdem ist nicht Schluss. So manche Touristiker verstehen einfach nicht, dass ein Nein einfach Nein bedeutet. 

Auch umgekehrt gilt das: Viele Entscheidungen werden anders getroffen als ich sie treffen würde. Und ich setze mich mit aller Kraft dafür ein, dass sie anders getroffen werden. Aber wenn sie einmal gefallen sind, dann denke ich mir: Herr, hilf mir zu ertragen was ich nicht ändern kann. Also: Ich finde es gut, lange nachzudenken und nach einer Entscheidung forciert vorzugehen.

In Österreich herrscht so manches Mal eine andere Kultur vor: ein bisschen hier, ein bisschen dort. Aber jedenfalls nicht allzuviel Denken müssen, weil das könnte anstrengend sein. Ich finde das schade. Nachdenken hat meines Wissens nach noch nie geschadet. Und Nachdenken über die  Zukunft einer der intensivsten Tourismusregionen der Welt und gleichzeitig einer der interessantesten Naturregionen lohnt sich da allemal. Ich habe selbst keine abschließende Antwort über die Entwicklung der technischen touristischen Erschließung in Tirol. Aber ich weiß, dass Nachdenken dabei hilft, die Antwort zu entwickeln.

Montag, 19. September 2016

Kleines Ticket, große Fahrt

Im politischen Alltagstrubel gehen manchmal die kleinen schönen Dinge beinahe unter. Zum Beispiel die Aktion "Dein Ticket wird zum Tirol-Ticket." Die geht nämlich so:

Am Sonntag 25.9. kannst du mit jedem Öffi-Ticket den Tiroler Nahverkehr nutzen so lang du willst. Also zum Beispiel: Du kaufst einen Einzelfahrschein bei der IVB für 2,70 Euro und fährst damit bis ins hinterste Ötztal und auch wieder retour. Wenn du schon ein Ticket wie beispielsweise ein Monatsticket Hall-Rum hast, dann ist das an diesem Tag auch in ganz Tirol gültig.

Die Aktion findet zum Abschluss der europäischen Mobilitätswoche statt und soll dazu einladen, Tirol mit Öffis kennen zu lernen. Und die Öffis für den Ausflugsverkehr kennen zu lernen. Weil derjenige Verkehr mit dem stärksten Anstieg der PKW-Verkehr für Freizeitzwecke ist. Hier möchten wir gegensteuern und zeigen, dass es auch anders geht.

Mehr Infos zur Aktion findest du unter diesem Link.

Dienstag, 13. September 2016

Von Gutachten und weniger guten Gutachten

Oje, ein Gutachten! In der Politik gibt es häufig ein Aufjaulen wenn von Gutachten die Rede ist. Von Gutachteritis sogar. Und trotzdem, wir brauchen Gutachten natürlich. Gutachten bringen Expertise dort ein, wo Politik nicht immer über die Tiefe der Sachkenntnis verfügt. In Gutachten können ExpertInnen ihr gesamtes Fachwissen einbringen. Und am Schluss muss trotzdem die Politik entscheiden.

Dabei gibt es Gutachten. Es gibt gute Gutachten. Und es gibt weniger gute Gutachten.

So ein weniger gutes Gutachten liegt nun vor, und zwar zum Thema Kalkkögel. In Auftrag gegeben wurde es von den Projektwerbern. Es ist also ein Interessenten-Gutachten, das auch entsprechende Interessen bedient. Es dient dazu zu zeigen, dass die offiziellen Gutachten des Tiroler Landtages irren. Der Tiroler Landtag hatte nämlich bereits Gutachten in Auftrag gegeben, die die Zerschneidung des Ruhegebietes beurteilen sollten. Unter anderem beim österreichischen Außenministerium und beim Institut für öffentliches Recht an der Universität Innsbruck. Dort haben ExpertInnen ohne Einflussnahme des Auftraggebers - weil im Landtag sowohl Befürworter wie auch Gegner des Projektes vertreten sind - Gutachten erstellt und sind zum Schluss gekommen, dass eine Zerschneidung des Ruhegebiets Kalkkögel völkerrechtlich, begründet aus den Verpflichtungen der Alpenkonvention, unzulässig ist.

Nun hat Heinz Mayer ein Gutachten geschrieben. Heinz Mayer schätze ich üblicherweise. Was er sich in diesem Gutachten geleistet hat ist aber schon erstaunlich. Da wird eine Seilbahn für praktisch lärm- und störungsfrei für ein Ruhegebiet erklärt. Seilbahnexperte ist Heinz Mayer offenkundig keiner. Dass er darüber hinaus kein Völkerrechtsexperte ist schreibt er auch selbst. Genau die völkerrechtliche Frage war aber eine der entscheidenden Fragen bei der Rettung der Kalkkögel vor der Liftlobby.

Kurzum: wer wissen will, was es mit dem Gutachten von Heinz Mayer auf sich hat und warum wir Grüne weiterhin zum Schutz der Kalkkögel stehen, der/die sei eingeladen das wenig gute Gutachten selbst nachzulesen, und zwar hier.

Und insgesamt ist die Kalkkögel-Geschichte natürlich nicht nur eine Geschichte über Gutachter sondern vor allem auch eine Geschichte über Lobbyisten. Aber dazu demnächst mehr.

Montag, 12. September 2016

Verlässlich in die Herbstarbeit

Hubert Weiler-Auer, Andreas Angerer, Hermann Weratschnig, Barbara Schramm-Skoficz, Nicole Schreyer, Gebi Mair, Ahmet Demir, Ingrid Felipe, Christine Baur, Gabi Fischer (v.l.) am Walchsee.

In Walchsee konnten wir am Wochenende mit dem Landtagsklub der Tiroler Grünen in die politische Herbstarbeit starten. Themen waren vor allem die Vorbereitungen für die Tarifreform im öffentlichen Verkehr und die Sicherung der Mindestsicherung als Rettungsanker für Menschen in der Not in Tirol. Außerdem haben wir uns inhaltlich mit dem Integrationspaket beschäftigt und natürlich über strategische Fragen für die kommenden Monate geredet. Wir sind jedenfalls bereit, verlässlich durchzustarten!